Die E-Mobilität ist lange nicht so schlecht, wie sie gemacht wird. Aber die Infrastruktur ist nicht so gut, wie man sie darstellt: So knapp kann man die aktuelle Situation charakterisieren.
Es fehlt an Transparenz, an Kundenfreundlichkeit und Übersichtlichkeit bei den Preisen. Das Produkt E-Mobilität orientiert sich viel zu wenig am Kunden. Alleine ein Blick auf ladetarif.at (eine Initiative des Bundesministeriums für nachhaltige Mobilität) zeigt, wie unübersichtlich die Lage geworden ist.
Der Tarif-Dschungel
Mit wenigen Schritten kann man sich dort die Preise/Angebote an öffentlichen Ladestationen zeigen lassen. Gibt man ein durchschnittliches E-Auto mit 15,4 kWh Verbrauch/100 km und 15.000 km Jahresleistung sowie 50-prozentigen Anteil des Ladens bei öffentlichen Stationen an (max. Ladeleistung 100 kW), bekommt man folgende Auskunft: „Mit geschätzten Jahreskosten für Laden an öffentlich zugänglichen Ladestationen mit einem Jahresstromverbrauch von 1155 kWh bei statistisch durchschnittlichem Ladeverhalten“ umschreibt ladetarif.at politisch korrekt einen Strompreis-Dschungel. Die Preisspanne für 100 Kilometer bewegt sich zwischen 3,38 Euro/100 Kilometer bis 17,57 Euro/100 Kilometer, je nach Anbieter und Ladestärke, Bindung etc. Je schneller man lädt, desto teurer wird es im Normalfall.
Riesige Preisunterschiede
Das ist aber nur ein Teil des Dilemmas, denn längst gibt es unterschiedliche Ladekarten, die auch unterschiedliche Anbieter vereinen. Aber nach wie vor gilt: Nicht jede Karte ist mit jedem Anbieter kompatibel. Man muss dann Apps downloaden, Barcodes scannen, die Apps mit der Kreditkarte hinterlegen. Die Preise sind extrem unterschiedlich. Am Beispiel DC 50 kann man ganz gut ablesen, wie stark die Preise differenzieren. Die Informationen stammen vom ÖAMTC-Ladekompass (oeamtc.chargeprice.app): von 58 Cent bis 1,02 Euro pro kWh (ohne Grundgebühr und ohne Extrakosten).
Keine Kennzeichnung
Das zeigt ein weiteres Problem auf: Es gibt keine klare Kennzeichnung (außer in den Apps oder in Tarif-Vergleichs-Rechnern). An jeder Tankstelle, die man heute mit einem Verbrenner besucht, gibt es eine klare Kennzeichnung der Spritpreise. Nicht so in der E-Mobilität. Hier ist es nicht einmal möglich, überall problemlos mit der Kreditkarte zu zahlen, wenn man gezwungen ist, außerhalb seines Lade-Ökosystems laden zu müssen. „Es ist keine Pflicht, deshalb macht es auch niemand“, erklärt man seitens ÖAMTC, der sich in seiner eigenen Ladestruktur um mehr Transparenz bemüht.
Probleme im Ausland
Vor allem die fehlenden Roaming-Abkommen im Ausland können Konsumenten nerven. Teils geht es um komplexe Abrechnungsmodelle und steuerliche Hürden. Die großen Ladekarten-Anbieter können Abhilfe schaffen, aber im Ernstfall ist man selbst in italienischen Städten wie Triest auf Apps und QR-Codes angewiesen. Und wenn diese nicht funktionieren, wird’s schwierig.
Politische Antwort
Die Politik kann freilich mit dieser Performance nicht zufrieden sein. Sie haben alles auf die Monokultur der E-Mobilität gesetzt, ohne die Begleitumstände in der Infrastruktur zu bedenken. Vor allem die Optik ist schief, weil die meisten Energie-Versorger auch in Landes-Bundesbesitz sind – ohne, dass die Politik ordnend eingegriffen hätte.
Aus dem grünen Klima- und Mobilitätsministerium versucht man gegenzusteuern. Die neue EU-Verordnung mit weitreichenden Verpflichtungen für die Ladesäulenanbieter tritt erst 2027 in Kraft. Deshalb macht man Förderungen für Ladeinfrastruktur schon jetzt von mehreren Parametern abhängig, die erst ab 2027 gelten werden, heißt es seitens des Ministeriums.