„Ein Jahrzehnt des Stillstands am Wirtschaftsstandort Österreich“, lautet nach zehn Jahren Beobachtung das düstere Fazit von Deloitte. Ausgegeben wurde dieses bei der zehnten, jährlichen Analyse der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Landes durch das Beratungsunternehmen. Deloitte-Österreich-Chef Harald Breit stützt sich auf eine Umfrage unter rund 600 heimischen Führungskräften, wenn er sagt: „Österreich liegt im globalen Wettbewerb bestenfalls im Mittelfeld und hat in den letzten Jahren zunehmend an Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit verloren.“ Die Frage sei, ob man nun vom Mittelmaß nach unten wegkippe. Teil der Kritik: Vergleichbare europäische Länder wie Dänemark, Norwegen, die Schweiz oder Schweden seien längst davongezogen, was auch durch Indizes belegt wird.
Fast jede zweite befragte Führungskraft bewertet die Stimmung am Standort mit „Genügend“ oder „Nicht genügend“, so die Gemütslage. Dass eine Aufholjagd notwendig ist, zeige unter anderem das Zurückfallen im „World Competitiveness Index“. Das wichtigste globale Ranking, mit dem das Schweizer Wirtschaftsinstitut IMD die Konkurrenzfähigkeit misst, zeigt: Österreich rutschte seit 2008 deutlich ab, von Platz 14 auf zuletzt Platz 24. Breit: „Wir sind im Retourgang unterwegs, statt im Überholgang. Ziel muss sein, bis 2030 wieder unter die Top 5 Europas zu kommen.“
„Raus aus dem Steuerschwitzkasten“
Von den befragten Wirtschaftstreibenden werden hohe Unternehmens- und Einkommensbesteuerung, überbordende Bürokratie sowie ein Mangel an Fachkräften beklagt. Der Unternehmensberater empfiehlt daher die Senkung der Einkommen- und Mehrwertsteuer sowie der Lohnnebenkosten, eine Vereinfachung der Bürokratie, einen Ausbau der Betreuungsangebote für Kleinkinder, erleichterte Zuverdienstmöglichkeiten für Pensionistinnen und Pensionisten sowie einen schnelleren Arbeitsmarktzugang und eine Qualifizierungsoffensive für Menschen mit Migrationshintergrund.
Die Steuerlast
„Wir müssen raus aus dem Steuerschwitzkasten“, so der CEO von Deloitte Österreich. „Steuerschritte nach unten dürften nicht nur kosmetisch sein, im 1- bis 2-Prozentpunkte-Bereich, sondern sollten sich in einer Größenordnung von 5 Prozentpunkten bewegen“, macht es Steuerexperte Herbert Kovar konkreter. Man stehe mit anderen Ländern in starkem Wettbewerb um Arbeitskräfte und „da müssen wir die Nase vorne haben, sonst kommen sie nicht“. Eine der wichtigsten Stellschrauben sei nämlich, was den Menschen unter dem Strich übrig bleibe.
Unternehmensseitig werde, laut Umfrage, der Forderung einer Senkung der Einkommen- und Mehrwertsteuer sowie der Lohnnebenkosten, die höchste Priorität eingeräumt. Die Hälfte der befragten Führungskräfte bewertet den Bereich der Unternehmens- und Einkommensbesteuerung mit „Nicht genügend“ oder „Genügend“.