Mit durchschnittlich 55.000 Euro sind Klienten, die eine Schuldnerberatung in Österreich aufsuchen, verschuldet. Erfolgt keine Rückzahlung, verdreifachen sich die Schulden im Schnitt alle acht Jahre – Zinsen, Anwalts- und Inkassokosten sowie Gebühren sorgten für eine „Explosion der offenen Schuldbeträge“, so die Schuldnerberatungen am Montag in einer Pressekonferenz. „Ungeregelte“ 18.000 Euro Schulden würden innerhalb von acht Jahren (und das sei kein unüblicher Zeitrahmen) durch Zinsen und andere Kosten auf das Dreifache ansteigen. Dem stünde im Median ein Nettomonatseinkommen von 1400 Euro bei Klienten der Schuldnerberatungen gegenüber, die Schuldenlast betrage also im Schnitt das 39-fache des Einkommens.
Um 17 Prozent mehr Erstkontakte
Das Jahr 2023 war auch von einem spürbaren Anstieg der Schuldnerberatungen bestimmt. Die Zahl der Erstkontakte nahm um 17 Prozent zu, ein Höchstwert seit zwölf Jahren. Seit Jahren sind Arbeitslosigkeit und Einkommensverschlechterung konstant die wichtigsten Überschuldungsgründe, jeder Dritte führt dies an. Mehr als jeder Achte nennt hohe Lebenshaltungskosten und Wohnungskosten als Überschuldungsgrund, sagt Clemens Mitterlehner, der Geschäftsführer der Dachorganisation der Schuldnerberatungen asb.
Mehr als jeder Dritte unter 1110 Euro
Mehr als jeder dritte Schuldner hatte 2023 ein Einkommen unter dem Existenzminimum von 1110 Euro. Der aktuelle Wert für ein „Referenzbudget“ der Schuldnerberatung liege jedoch bei 1730 Euro für eine alleinstehende Person. Die Schuldnerberater fordern eine Obergrenze für Zinsen und Kosten, Schulden sollen sich dadurch maximal verdoppeln dürfen. Die AMS-Nettoersatzrate solle von 55 auf 70 Prozent angehoben, das Existenzminimum auf das Referenzbudget angehoben werden. Auch sprechen sich die Schuldnerberater gegen eine Verschärfung des Insolvenzrechts aus, eine Verlängerung der Verfahrensdauer auf fünf Jahre ab Mitte 2026 stehe derzeit im Raum.