Es ist eine prekäre Situation, die wenig Spielraum für Hoffnung lässt. Während Henrik Fisker, der Chef des gleichnamigen Autoherstellers den noch verbleibenden US-Mitarbeitern Massenentlassungen in Aussicht stellte und damit das „Aus“ für Fisker, macht Magna reinen Tisch. Nachdem es Mitte April keine Klarheit über die Fortführung der Fisker-Produktion in Graz gab, kam die Abrechnung. „Abschreibungen und Restrukturierungskosten“ im Zusammenhang mit Fisker kosteten Magna 316 Millionen Dollar (294 Millionen Euro), heißt es im Bericht zum 1. Quartal. Wobei man freilich differenzieren muss: 97 Millionen Dollar (90 Millionen Euro) entfielen auf Magna in Graz, der Rest betrifft andere, nicht in Graz angesiedelte Unternehmensbereiche. Magnas Power&Vision verliert zum Beispiel 143 der 316 Millionen Dollar.
Bei Fisker schwinden die Hoffnungen, die Insolvenz erscheint unvermeidlich. Zuletzt wurde kolportiert, dass Henrik Fisker seine Villa in Kalifornien um 33 Millionen Euro verkaufen wolle. Süffisant wurde angemerkt, dass das mehr sei, als die Firma Fisker aktuell wert ist.
Neue Auftraggeber
Für Magna war es börsenrelevant einen Schlussstrich zu ziehen. Natürlich mit einer Hintertür: Sollte Fisker weitermachen oder von einem anderen Unternehmen übernommen werden, könne man die Produktion wieder hochfahren. Bei der aktuellen Vorstellung der Quartalsbilanz bestätigte Magna-CEO Swamy Kotagiri dass es mehrere Gespräche mit potenziellen und auch bekannten Auftraggebern für die Fertigung in Graz gebe, aber noch keine Einigung.
Klar ist, dass man bis 2027 schwierige Jahre vor sich hat, weil mehrere Aufträge auslaufen. Nur die G-Klasse bleibt Graz noch länger erhalten. Erst in der Vorwoche hatte Magna Steyr, wie berichtet, den Abbau von 500 Stellen in Graz angekündigt, zuvor ist es bereits im vergangenen Dezember bei einer Fertigungslinie zu einer Umstellung von Zweischicht- auf Einschichtbetrieb gekommen, davon waren 450 Beschäftigte betroffen. Insgesamt gelte für Magna weltweit in allen Bereichen (Fertigung bis Ingenieurswesen) ein Personalabbau-Programm, um steigende Kosten in den Griff zu bekommen und die Margen zu erhöhen.
Um 34 Prozent weniger Autos gefertigt
Die schwierige Entwicklung der letzten Monate spiegelt sich in den Bilanzkennzahlen für das erste Quartal wider: Im Segment „Gesamtfahrzeugfertigung“ – Magna lässt nur in Graz gesamte Fahrzeuge bauen – sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 Prozent von 1,51 auf 1,19 Milliarden Euro gesunken. Das Ergebnis hat sich von 48,3 auf 25,1 Millionen Euro fast halbiert, die Gewinnmarge ist von 3,2 auf 2,0 Prozent geschmolzen. Kräftig ist der Einbruch bei den Stückzahlen ausgefallen: Wurden im ersten Quartal 2023 noch 33.900 Fahrzeuge in Graz gefertigt, waren es in den ersten drei Monaten dieses Jahres nur rund 22.300 – ein Minus von 34 Prozent.
Der Umsatz des gesamten Magna-Konzerns ist im ersten Quartal 2024 im Vergleich zur Vorjahresperiode indes von 10,7 auf elf Milliarden Dollar nach oben geklettert. Besonders stark war das Umsatzwachstum in China (plus elf Prozent). In Nordamerika gab es zwei Prozent mehr Umsatz, in Europa zwei Prozent weniger. Der operative Gewinn stieg von 449 auf 469 Millionen Dollar. Das Unternehmen hat 134 Millionen Dollar an Dividenden ausgeschüttet.