Es ist nicht zum ersten Mal, dass Roland Waldners Berufsleben eine überraschende Wendung erfährt. Als der studierte Kunststofftechniker 1994 seine wissenschaftliche Laufbahn an der Montanuni Leoben an den Nagel hängt, wechselt er – nach zehn Jahren in der Steiermark – Stadt, Arbeitgeber, Branche und Beruf. Er kam zurück nach Kärnten, ein Land, das er ein Jahrzehnt zuvor mit dem Vorsatz verlassen hat, nie mehr zurückzukommen: „Es war mir hier zu eng, zu klein.“
Ihn trieb die Neugier – und seine Frau, die als Vermessungstechnikerin ebenfalls ein Jobangebot hatte – zurück in die alte Heimat. Aus den anvisierten „zwei, drei Jahren“ wurden bisher 30. „Kein anderer wollte damals Innovation“, erinnert sich Waldner an seinen Einstieg im Philips Haushaltsgerätewerk. Er wagte es. „Ich gehe gerne neue Sachen an – ich habe kein Problem damit, wenn ich mich anfangs nicht auskenne.“
KWF statt Unternehmensberater
Bei Philips legte Waldner eine beeindruckende Karriere hin, zuletzt war er Forschungs- und Entwicklungsleiter bei einer Einheit von Versuni, jener Einheit, die aus dem Haushaltsgerätewerk hervorging und das Klagenfurter Werk Ende Juni schließt. Neben Klagenfurt verantwortete Waldner auch eine Forschungseinheit in Shanghai. Der Weg in die Unternehmensberatung war 2023 bereits eingeschlagen, ehe er mitbekam, dass die Stelle des KWF-Vorstandes ausgeschrieben wurde. Waldner, der in Kärnten gut vernetzt ist und unter anderem an der Universität und FH lehrte und für die Industriellenvereinigung im Einsatz war, wurde vom neuen Kuratorium mit Vorsitzendem Martin Zandonella einstimmig bestellt.
Dem Team des KWF streut er Rosen, „ein gut organisiertes, laufendes Unternehmen“. Dennoch habe man gleich an seinem ersten Arbeitstag, am Donnerstag, darüber nachgedacht, was sich alles „neu aufrollen“ ließe. Hinterfragt wird das Bestehende generell: „Wenn ich von Innovation rede, geht es nicht nur um das Produkt, sondern auch den Marktauftritt, Prozesse, Strukturen und Soziales.“ Mit Widerständen könne er gut leben: „Das muss man aushalten. Innovation ist nichts für schwache Nerven.“ Ohnehin gehe es ihm um „Kooperation statt Konfrontation“, betont der 59-Jährige.
„Edelstein braucht einen Schliff“
Sein Ziel im KWF beschreibt er recht poetisch: „Ich will im KWF einen Edelstein hinterlassen, es braucht nur einen Schliff.“ Und auch sonst bevorzugt der kommunikative Waldner die bildhafte Sprache, es gehe ihm etwa um „Sinnvermittlung“ und „Brückenbauen“, um Leadership statt (bloß) Management. Der energiegeladene Pubersdorfer vermittelt glaubhaft den Eindruck, „immer nur positiv zu sein, aber kein Optimist.“ Denn ein solcher „sagt, alles wird gut. Ich tue etwas dafür.“ Als Vorstand des KWF verantwortet Waldner die Wirtschaftsförderung im Land, er legt seine Aufgabe aber sichtlich breiter an und kündigte als „erste Herausforderung“ an, eine „Strategie für den Wirtschaftsstandort“ entwickeln zu wollen.