Der negative Trend am steirischen Arbeitsmarkt hält an. „Flaute statt Frühjahrsbelebung“, heißt es in einer Aussendung des Arbeitsmarktservice (AMS) Steiermark. In Zahlen gegossen bedeutet der Befund, dass Ende April um 12,4 Prozent mehr Menschen ohne Job vorgemerkt waren, als vor einem Jahr. Inklusive der Schulungsteilnehmer liegt das Plus sogar bei 13,3 Prozent, in Summe haben zurzeit also 41.810 Steirerinnen und Steirer keinen Job. Nur in Oberösterreich fällt der Negativ-Trend zurzeit noch stärker aus. Dort legte die Zahl der arbeitslosen Menschen im Jahresabstand um 18,8 Prozent zu. Am anderen Ende der Skala steht Kärnten mit einem verhältnismäßig geringen Plus von 4,9 Prozent.
Eine statistische Dynamik übrigens, die sich aus steirischer Sicht bald wieder ändern könnte. Schon im nunmehrigen Mai wird sich der Arbeitsmarkt mit einem deutlich schlechteren Vergleichsmonat 2023 messen, als es in den vergangenen Monaten der Fall war.
Bau und Industrie kämpfen
Welche Schlüsse aber lässt der Blick auf die aktuellen Details zu? Nun, zurzeit sind von der steigenden Arbeitslosigkeit Männer (+16,5 Prozent) deutlich stärker betroffen als Frauen (+7,5 Prozent). Das hat primär damit zu tun, dass die Arbeitslosigkeit in gewissen Branchen überproportional steigt, die mehrheitlich männliche Beschäftigte aufweisen. Ins Auge sticht zurzeit vor allem das heftige Plus in der steirischen Industrie (+24,6 Prozent) sowie in der Bauwirtschaft (+22,2 Prozent).
Branchen, die auch Arbeitsmarktbezirke wie Voitsberg, Weiz, Graz oder Gleisdorf prägen, wo das Plus an Arbeitslosen jetzt dementsprechend hoch ausfällt. Interessant: In zwei Arbeitsmarktregionen, Bruck an der Mur und Mürzzuschlag, sinkt die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich mit dem Vorjahr sogar. Auch ein Zeugnis der dort verstärkt ansässigen Stahlindustrie, die bis dato vergleichsweise gut durch die Krise kommt.
Ein „verblüffter“ AMS-Chef
Nicht allzu erbaulich ist zurzeit die Aussicht auf die kommenden Monate. Erst jüngst wurde ja ein beträchtlicher Jobabbau beim Automobilspezialisten Magna angekündigt, 450 Personen scheinen beim AMS vorerst im Frühwarnsystem auf. „Die Probleme in der Fahrzeugproduktion und der Zulieferindustrie werden wir aber ab dem Sommer am Arbeitsmarkt spüren“, sagt dazu AMS-Steiermark-Chef Karl-Heinz Snobe. Der sich trotz aller Eintrübung noch immer „verblüfft“ zeigt, „wie robust der Arbeitsmarkt insgesamt scheint“. Obwohl man „praktisch Nullwachstum sieht, explodiert die Zahl der Arbeitslosen nicht“.
Die geschätzte Arbeitslosenquote steigt in der Steiermark um 0,6 Prozentpunkte und liegt jetzt bei 5,7 Prozent. Österreichweit der viertbeste Wert, hinter Oberösterreich (4,3 Prozent), Salzburg (4,9 Prozent) und Tirol (5,6 Prozent).
Nur die Hälfte der Betriebe meldet ein
Bei den offenen Stellen führt das AMS in der Steiermark zurzeit 13.000 im Bestand an, ein Fünftel weniger als vor einem Jahr. Dennoch werden dem AMS Monat für Monat mehr als 6000 offene Stellen gemeldet. Und es könnten sogar „doppelt so viele sein“, geht es nach AMS-Chef Snobe. Nur „etwas mehr als die Hälfte der Betriebe“ melden ihre vakanten Jobs dem AMS. Snobe animiert naturgemäß, diese Praxis zu ändern. Auch, weil die (Nicht-)Meldungen direkt „Auswirkungen auf die Mangelberufsliste haben“. Und damit, so der AMS-Chef, „auf die Möglichkeit, Fachkräfte aus dem Ausland anwerben zu können“.