Die schwache Industrie- und Bauwirtschaft belastet den heimischen Arbeitsmarkt weiter. Mit Ende April sind um 11,1 Prozent mehr Personen ohne Job. Arbeitslose und AMS-Schulungsteilnehmer zusammengerechnet waren 367.847 Personen (+36.691) ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 6,8 Prozent. Die Arbeitslosigkeit steigt seit April 2023.
Arbeitslosigkeit steigt in allen Bundesländern
Einen besonders starken Anstieg bei Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern gab es im Jahresabstand in Oberösterreich (+17,5 Prozent), Steiermark (+13,3 Prozent), Salzburg (+11,3 Prozent), Tirol (+10,5 Prozent), Niederösterreich (+10,4 Prozent) und Wien (+10,2 Prozent). Etwas geringer war der Anstieg in Vorarlberg (+8,4 Prozent), Burgenland (+8,1 Prozent) und Kärnten (+6,1 Prozent). Das größte Plus bei arbeitslosen Personen und Menschen in AMS-Schulung gab es am Bau (+20,1 Prozent), in der Warenerzeugung (+18 Prozent), im Handel (+14,2 Prozent) und im Verkehrs- und Lagerwesen (+12,7 Prozent). Etwas niedriger fiel das Plus in der Gastronomie und Beherbergung (+9,9 Prozent), im Gesundheits- und Sozialwesen (+9,3 Prozent) und in der Arbeitskräfteüberlassung (+7,2 Prozent) aus.
„Die aktuell höhere Arbeitslosigkeit ist vor allem ein Resultat des wirtschaftlich weiterhin herausfordernden Umfelds“, sagte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. „Besonders positiv“ sei aber, dass die Zahl der am Arbeitsmarkt weiterhin unselbstständig beschäftigten Personen mit 3,92 Millionen „nach wie vor sehr hoch“ sei und um 1.000 Personen über dem Wert des Vergleichsmonats im Vorjahr liege. „Erste Indikatoren deuten auf eine konjunkturelle Erholung hin, die mit leichter Verzögerung auch am Arbeitsmarkt spürbar werden wird“, so Kocher
18 Prozent weniger offene Stellen
Bei ausländischen Arbeitskräften kletterte die Zahl der arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer im April um 16,9 Prozent nach oben, bei Inländer betrug das Plus rund 7 Prozent. Der unterschiedlich starke Anstieg liege unter anderem am hohen Beschäftigtenanteil der Nicht-Österreicherinnen und Österreicher im Tourismus, in dem es wegen der Zwischensaison vermehrt zu Kündigungen komme, erklärte AMS-Vorständin Petra Draxl im aktuellen AMS-Arbeitsmarktbericht. Am Lehrstellenmarkt gibt es hingegen mehr Stellenangebote als Interessente. Auf österreichweit 8183 sofort verfügbare Lehrstellen kamen im April laut AMS 6166 Lehrstellensuchende.
Die schwache Konjunkturentwicklung in Österreich macht sich auch am Stellenmarkt bemerkbar. Beim Arbeitsmarktservice waren Ende April knapp 94.000 offene Stellen als sofort verfügbar gemeldet, ein Minus von rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der ÖVP-Wirtschaftsbund erfasst in seinem Stellenmonitor alle Jobportale und verzeichnete 178.000 Stellenangebote. Der abermalige Rückgang an offenen Stellen sei „ein weiterer Hinweis für eine noch nicht unmittelbar bevorstehende Erholung“, so AMS-Vorständin Draxl.
Magna: 500 Stellen werden abgebaut
Ende April gab der Autobauer Magna in Graz werden bekannt, rund 500 Stellen abzubauen. Grund ist die schlechte Auftragslage, hieß es offiziell, doch der Schritt steht wohl vor allem im Zusammenhang mit dem Fisker „Ocean“, dessen Produktion zuletzt eingestellt worden war. Es werde eine „Automotive“-Branchenstiftung in der Steiermark angestrebt, um „die Menschen gut auffangen zu können“, sagte die AMS-Vorständin auf Journalistennachfrage bei einer Arbeitsmarkt-Pressekonferenz mit Minister Kocher. Magna werde wohl auch mit anderen Betrieben kooperieren, um den vom Stellenabbau Betroffenen einen neuen Job zu vermitteln.
„Die aktuellen Arbeitslosenzahlen gehen in eine besorgniserregende Richtung“, sagt Renate Anderl, Präsidentin der Arbeiterkammer. So waren im April 2024 um 11, Prozent mehr Menschen als arbeitslos oder in Schulungen gemeldet als im April des Vorjahres.