Arbeit kann so vieles sein: die Energiemenge, die bei einem Vorgang umgesetzt wird (Physik), ein Prozess der bewussten schöpferischen Auseinandersetzung des Menschen (Philosophie), die zweckmäßige, innerbetriebliche Tätigkeit von Arbeitspersonen (Betriebswirtschaft), Produktionsfaktor (Volkswirtschaft), Erwerbstätigkeit.
Für Selma Karic ist Arbeit das „Ausleben und Weiterentwickeln von Talenten“ - in ihrem Fall als Elektrotechnikerin bei Infineon. Gebürtig aus Bosnien-Herzegowina kam Karic zum Studium nach Graz und stieg bald über ein Industriepraktikum bei dem Weltkonzern ein. Mittlerweile hat die 29-Jährige den Master-Titel in der Tasche und - im Infineon Chip-Entwicklungszentrum in Graz - die Funktion des „System Verification Engineer“ inne. „Wir schauen uns an, ob Mikrochips, in unserem Fall die in Bankomatkarten, Reisepässen und E-Cards samt dazugehöriger Software funktionieren, bzw. ob sie das machen, was unsere Kollegen in einer früheren Phase der Entwicklung, sich vorgestellt und designed haben.“
Zum Teil arbeitet sie im Labor, zum Teil im Büro oder im Homeoffice. Schwellenangst vor einem technischen Beruf, vor einem Mint-Beruf für Frauen kennt Karic nicht. „Wo ich herkomme, läuft die Berufswahl viel pragmatischer ab und ist weniger von Stereotypen geprägt. Außerdem ist noch kein Techniker und keine Technikerin vom Himmel gefallen: Man lernt auf dem Weg. Und wenn du gut bist, machst du weiter. Und wirst mit einem abwechslungsreichen Beruf belohnt.“ Auch die Frage, ob sie ein Rolemodel sein wolle, beantwortet Karic - in bestem Deutsch - pragmatisch: „Ich selbst sehe mich nicht als eines. Aber ich hoffe, dass mich die anderen so sehen.“
Wie Karic, so war auch Anna Posch in der Schule gut in Mathe. Sie wählte Technische Mathematik direkt als Studium an der Uni Klagenfurt. In ihrer Doktorarbeit widmete sie sich dem Forschungsgebiet der „Inversiven Probleme bei Differenzialgleichungen“. Heute arbeitet die 29-Jährige, die privat als Querflötistin in einer Musikkapelle spielt, als Senior Data Scientist bei Infineon in Villach und erlebt die „Schönheit der Mathematik“ bei ihrer Arbeit, die aus Datenanalyse und -modellierung besteht, gespickt mit Projekten zum Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Chip-Fertigung. In einem aktuellen Projekt geht es um die Anwendung von ChatGPT in der Instandhaltung bzw. darum „anhand historischer Daten die bestmögliche Antwort zu finden“. Was Posch jungen Menschen in der Phase der Berufsorientierung rät? „Das Wichtigste ist: Du kannst alles machen. Die Matura ist eine gute Basis und du kannst etwas Technisches studieren, auch wenn du vorher nichts dergleichen gemacht hast.“
Das Ausräumen von Problemen ist Arbeitsinhalt von Chiara Janach (23). Janach hilft am Service Desk von Infineon Technologies IT-Services mit Sitz im Klagenfurter Lakeside Park Infineon-Kollegen und -Kolleginnen auf der ganzen Welt weiter, wenn sie IT-Schwierigkeiten haben. Im persönlichen Gespräch, aber auch durch „Hilfe zur Selbsthilfe“ mittels Anleitungen, die das Team für die weltweit mehr als 58.000 Infineon Mitarbeiter erarbeitet. Sieht sie sich als Kummer-Nummer? „Nie“, sagt Janach. „Ich bleibe immer ruhig, denn ich bin ja nicht das Problem und ich bin generell ein hilfsbereiter Mensch.“
Technisches Interesse brachte Janach für ihre Arbeit mit, technische Fertigkeiten wie Programmieren nicht. Sie hat der FH Kärnten Multimediatechnik studiert, wo es vor allem um 3D-Modellierungen, Audio- & Videotechnik ging. Dank eines Vorbereitungslehrgangs und einer Zusatzausbildung eignete sie sich das technische Rüstzeug schnell an und wurde - Informatikerin. Rückblickend sagt sie: „Man darf ruhig einen anderen Weg gehen als andere. Daraus ergeben sich erfrischende neue Perspektiven.“ Privat lebt sie ein analoges Hobby aus: Sie liest und verfasst als Bloggerin Buchrezensionen. „Das Gefühl des Papiers, der Geruch und der Anblick eines vollen Bücherregals sind für mich unersetzbar – gerade, weil ich so viel mit digitalen Medien arbeite.“
Für Susanne Reischauer war es ein Chemiebaukasten, der ihre Begeisterung für Chemie entfachte. Sie bediente ihn zunächst im elterlichen Wohnzimmer in Oberösterreich und später (aus Sicherheitsgründen) im Gartenhaus. Das Chemiestudium in Graz krönte Reischauer mir ihrer Doktorarbeit in Berlin und schloss mit summa cum laude ab. Thema: Licht als Werkzeug, um komplizierte Moleküle herzustellen. Reischauer forschte am Max-Planck-Institut in Potsdam, absolvierte Studienaufenthalte in New York und Tschechien und eine Post-Doc-Ausbildung in Chicago. Seit März 2024 arbeitet sie bei Infineon in Villach als Senior Project Leader in der Technologieentwicklung. Dabei begleitet die 29-Jährige die Entwicklung energieeffizienter Chips von der Idee bis zur Marktreife und ihrem Einsatz - zum Beispiel in Solaranlagen. Technisches Verständnis ist dabei ebenso wichtig wie Managementfähigkeiten und ein Gespür für Menschen. „Denn Kommunikation ist beim Koordinieren von Projekten essenziell.“