Rückläufige Neubauten, hohe Zinsen und Inflation sowie eine allgemeine Kaufzurückhaltung treffen den Möbelhandel derzeit hart. Während sich in der Branche Pleiten häufen und die Umsätze dahinschmelzen, sieht sich der Möbelkonzern XXXLutz davon kaum betroffen. Mit der Insolvenz von Kika/Leiner und der Halbierung dessen Filialnetzes seien Umsätze von 300 Millionen Euro freigeworden, wovon auch einiges bei XXXLutz gelandet sei, sagte Lutz-Sprecher und Marketing-Chef Thomas Saliger.
Der Welser Möbelhändler hat auf die Krise reagiert und bietet nun mehr günstige und kleinere Möbel an. „Die Neubauten gehen zurück, dafür steigt das Thema Mieten. Der Wohnraum wird ja trotzdem gebraucht. Es ist nicht alles weg, es verschiebt sich nur“, sagte Saliger im Gespräch mit der APA. Da Mietwohnungen in der Regel weniger Wohnraum bieten würden als Häuser, würden kleinere Sitzgarnituren und günstigere Küchen gebraucht. „In eine Mietwohnung stellen sich die Menschen keine Küche um 20.000 Euro“, so Saliger. Aus der Branche hört man, dass darunter insbesondere Küchenstudios leiden.
27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
XXXLutz fährt einen aggressiven Preiskampf, wirbt viel und ist mit verschiedenen Vertriebslinien (Möbelix, Mömax, XXXLutz) stationär sowie online breit aufgestellt. Der Möbelhandel zählte im vergangenen Jahr zu jenen Branchen mit den höchsten Umsatzeinbußen (minus 11,5 Prozent real). In diesem Umfeld soll XXXLutz in Österreich als einer der wenigen ein kleines Plus erzielt haben. Mit Zahlen ist der familiengeführte Konzern sparsam. Ohne Beteiligungen machte die XXXLutz-Gruppe 2023/24 einen Umsatz von rund sechs Milliarden Euro und beschäftigte rund 27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die XXXLutz-Gruppe ist auch ohne die zahlreichen Möbelhändler-Beteiligungen von Andreas Seifert in den vergangenen Jahren mit neuen Standorten und Übernahmen zum zweitgrößten Möbelhändler der Welt nach Ikea gewachsen. „Sie klauben alle Steinhoff-Leichen auf“, sagte ein Insider zur APA. Unter einem Bilanzskandal ist der südafrikanisch-deutsche Möbelkonzern Steinhoff zerfallen, Andreas Seifert schnappte sich Poco, Conforama in Frankreich, der Schweiz, Spanien und Portugal sowie die Schweizer Diskontmöbelkette Lipo. Außerdem beteiligte er sich an der französischen Kette But.
„Schaufenster eines jeden Möbelhauses“
Der Dreh- und Angelpunkt für XXXLutz und die Möbelhändler-Beteiligungen von Andreas Seifert ist der Einkaufs- und Dienstleistungsverband Giga International. Die von XXXLutz im Jahr 2015 gegründete Einkaufsgemeinschaft machte im Jahr 2021 einen Außenumsatz von 15 Milliarden Euro. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor.
Ein Coup ist XXXLutz zuletzt mit der Übernahme von Home24 gelungen. Mit Home24 haben die Welser auch Butlers übernommen und versuchen, die Haushaltswaren-Kette in XXXLutz-Filialen in Deutschland und Österreich zu integrieren. Der Möbelhändler macht laut Schätzungen je nach Vertriebslinie zwischen 10 und 15 Prozent des Umsatzes online. Laut Saliger ist das Online-Geschäft inzwischen „ein extrem wichtiger Part“. „Es ist heute das Schaufenster eines jeden Möbelhauses.“
Obwohl Österreich bereits über ein dichtes Netz an Möbelhändlern verfügt, expandiert XXXLutz auch hierzulande noch. Im September bekommt der Ikea am Wiener Westbahnhof unmittelbare Konkurrenz durch einen Mömax-Standort auf der Mariahilfer Straße. Auch in Linz ist ein neuer Mömax geplant.