Die europäische Ratingagentur Scope hat Österreich die Bestnote entzogen. Die langfristige Bonitätsbewertung werde auf „AA+“ von zuvor „AAA“ gesenkt, teilte die Agentur mit. Der Ausblick werde auf „stabil“ von zuvor „negativ“ geändert. Die Herabstufung des Ratings spiegle die zunehmende Divergenz der fiskalischen Kennzahlen des Landes verglichen mit denen anderer hoch bewerteter Staaten nach der Corona-Pandemie und der Energiekrise wider.
Die fiskalische Leistung des Landes stehe unter anhaltendem Druck, vor allem aufgrund der jüngsten strukturpolitischen Veränderungen und der alternden Bevölkerung. Diese Herausforderungen dürften das strukturelle Budgetdefizit Österreichs auf einem hohen Niveau halten und eine deutliche Verringerung der Schuldenquote in den kommenden Jahren verhindern.
Inflation, russische Gas-Abhängigkeit, Arbeitskräfteangebot
Weiters heißt es in der Begründung: „Die Herabstufung trägt auch den Herausforderungen Rechnung, die sich auf die makroökonomischen Aussichten des Landes auswirken, darunter die anhaltenden Auswirkungen einer über dem Euroraum liegenden Inflation auf den Konsum, Anfälligkeiten im Zusammenhang mit einer anhaltenden Abhängigkeit von russischen Gasimporten und mittel- bis langfristiger Druck auf das Arbeitskräfteangebot.“
Spannend ist der Umstand, dass Scope in der Analyse auch auf die jüngste Prognose des Fiskalrats, wonach Österreichs Budgetdefizit – entgegen der Einschätzung des Finanzministeriums – über die Marke von drei Prozent ansteigen wird. Wörtlich heißt es indem Bericht: „Das österreichische Bundesfinanzministerium prognostiziert für 2024 ein Defizit von 2,9 % des BIP und für 2025 ein Defizit von 2,8 % des BIP, während der Fiskalrat für dieses Jahr ein Defizit von 3,4 % des BIP und für nächstes Jahr von 3,2 % des BIP erwartet.“ Dabei weicht die Einschätzung von Scope selbst von diesem Ausblick ab: Man gehe davon aus, „dass die Haushaltsdefizite für den Zeitraum 2024–25 aufgrund eines moderat höheren erwarteten realen BIP-Wachstums im Jahr 2024 moderat geringer ausfallen werden als von den Behörden prognostiziert“.
Von der US-Ratingagentur Standard & Poor‘s (S&P) wird Österreich mit der zweitbesten Bonitätsnote „AA+“ bei stabilem Ausblick bewertet. Auch Moody‘s stuft Österreich mit dem zweithöchsten Rating „AA1“ – ebenfalls mit einem stabilen Ausblick – ein. S&P hatte Österreich bereits im Jänner 2012 das Triple A, also die Bestnote „AAA“ entzogen, Moody‘s im Juni 2016.
Die in Berlin ansässige Ratingagentur Scope hat im November 2023 als erste europäische Kreditbewerterin die Zulassung der Europäischen Zentralbank (EZB) erhalten.
Will eine Firma, ein Fonds oder ein Staat Anleihen ausgeben, dann führt kein Weg an den Ratingagenturen vorbei. Sie bewerten die Kreditwürdigkeit und vergeben eine Note - die beste ist das berühmte „Triple A“. Diese Bewertung entscheidet darüber, wie leicht und zu welchen Konditionen die Kreditnehmer am Markt ihr Geld bekommen.