Dass der stationäre Handel unter Druck ist nichts Neues. Zwar steigen die Umsätze - aber dies ist der Teuerung zu verdanken. Die personalintensive Branche ächzt unter den hohen und zuletzt gestiegenen Lohnkosten – und unter dem Umsatzabfluss in den Online-Handel. Jetzt macht Christoph Andexlinger, als Vorstandschef des heimischen Einkaufszentren-Marktführers SES (der unter anderem das Atrio in Villach, den Europark Salzburg und den Murpark Graz betreibt) einer der Top-Manager dieses Wirtschaftszweiges in Österreich, einen gewichtigen Vorschlag zur Besserung - und zwar zur Sonntagsöffnung. „Wir brauchen die Sonntagsöffnung nicht generell. Aber ich fordere sechs bis acht offene Sonntage im Jahr – nicht nur für Einkaufszentren, sondern für alle Händler in Österreich, denn wir sitzen im selben Boot“, sagt der 52-jährige studierte Handelswissenschafter. Der stationäre Handel werde erdrückt, er sei in einer disruptiven Phase. „Der Online-Handel hat sieben Tage in der Woche 24 Stunden lang geöffnet. Zudem ist Shopping eine Freizeitbeschäftigung geworden, die vor allem im Non-Food-Handel Relevanz hat. Es ist an der Zeit, in Ruhe über einen Rahmen zu sprechen, innerhalb dessen die Nachteile des stationären Handels gegenüber dem Onlinehandel wenn schon nicht aufgehoben so zumindest entschärft werden. Irgendwo müssen wir anfangen. Und zwar jetzt.“
Auf konkrete Sonntage legt sich Andexlinger nicht fest, auch auf die Zahl verkaufsoffenen Sonntage nicht. Es gäbe jedenfalls Sonntage, an denen „viel Umsatz ins umliegende Ausland“ abfließt – nach Deutschland, nach Italien. Als Beispiele nennt er die Zeit vor Weihnachten, vor Schulbeginn und zum Start der Frühjahrs- und der Herbstsaison. Dem gebürtigen Tiroler, der als Obmann des Austrian Council of Shopping Places de facto Sprecher der Shopping-Center-Betreiber in Österreich ist, geht es, wie er betont, um das Ausloten bzw. Schaffen von Möglichkeiten für Arbeitnehmer, Unternehmer und Kunden. „Ich kann keine Garantie abgeben, ich mache einen Vorschlag.“ Und er macht noch einen weiteren: den, die Handelsöffnungszeiten am Samstagabend zu verlängern.
Sorge, dass die Umsätze durch die Sonntagsöffnung bloß umgeschichtet, aber nicht vermehrt werden, hat Andexlinger nicht. „Wobei: Umgeschichtet werden die Umsätze schon – aber vom Onlinehandel in die stationären Geschäfte.“ Dass der Sonntag als Ruhepol, als Rhythmusgeber der Gesellschaft verloren geht, glaubt er auch nicht. „Ich rede ja nicht von 52 offenen Sonntagen.“ Und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen? „Bekommen am Sonntag hundertprozentige Zuschläge, einen zusätzlichen freien Tag und sie können sich frei entscheiden.“