Sahara-Staub, Sommertemperaturen, Schnee – gemäß dem Sprichwort „der April macht was er will“ präsentiere sich auch die wirtschaftliche Lage. „Wir sehen Höhen und Tiefen, eine April-hafte Entwicklung auch in der Wirtschaft“, wie es Martin Schaller ausdrückt. Der Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank (RLB) sieht vor dem Hintergrund der nun vorgelegten Jahresbilanz sein Haus sowie die Kundinnen und Kunden „gut aufgestellt“. Damit sei es Raiffeisen Steiermark möglich, „eine ausgleichende Funktion in der Region auszuüben und Investitionen zu ermöglichen“.
Die RLB konnte ihr Konzernergebnis 2023 – bei relativ stabiler Bilanzsumme von 17,1 Milliarden Euro – von 78,4 auf 345,1 Millionen Euro steigern. Schaller benennt zwei maßgebliche Faktoren: Zum einen schlugen sich im Jahr davor, 2022, Bewertungseffekte der RBI auf die Bilanz nieder, zum anderen sei der Zinsüberschuss mit 176,6 Millionen Euro beträchtlich ausgefallen. Auch mit dem operativen Geschäft sei man sehr zufrieden gewesen. Die gesamte Raiffeisen-Gruppe in der Steiermark (RLB plus 45 regionale Raiffeisenbanken) konnte das Betriebsergebnis von 419 auf 662 Millionen Euro steigern. Sowohl die RLB als auch die gesamte Gruppe konnten zudem ihre Eigenmittelquoten noch einmal deutlich stärken – auf 21,6 bzw. 24,9 Prozent, damit liege man jeweils doppelt so hoch als die gesetzlichen Anforderungen. „Wir sind also risikotechnisch und kapitaltechnisch bestens aufgestellt“, so Schaller.
„Erwarten Comeback bei Investitionen und Finanzierungen“
Das Volumen des gesamten Kundengeschäfts sei auf 52,8 Milliarden Euro geklettert, betont Raiffeisen-Vorstandsdirektor Rainer Stelzer. Davon entfallen 28 Milliarden Euro (plus 3,7 Prozent) auf Kundenvermögen sowie 24,8 Milliarden auf Finanzierungen – hier sei das Plus mit 0,8 Prozent geringer ausgefallen. Insbesondere im privaten Wohnbaubereich sei die Kreditnachfrage stark rückläufig, was mit dem Zinsniveau ebenso zu tun habe wie mit der Inflation sowie der Investitions- und Konjunkturschwäche, auch die „entbehrliche KIM-Verordnung“ trage dazu bei.
Dennoch habe man 2023 in Summe 2,6 Milliarden Euro an Neufinanzierungen über alle Bereiche verbucht. „Für das zweite Halbjahr erwarten wir ein Comeback bei Investitionen und Finanzierungen“, so Stelzer. Dafür seien zum einen erste Zinssenkungen durch die EZB nötig, aber auch die Umsetzung des Wohnbaupakets der Regierung. Die RLB-Spitze macht hier Druck und fordert Tempo. Die Ankündigung sei „super, die Umsetzung könnte aber schneller gehen“. Es gehe darum, dass die in Aussicht gestellten günstigen Finanzierungskonditionen in die jeweiligen Landesregelungen eingearbeitet werden. Man sei permanent mit Kundenanfragen konfrontiert, „die Leute warten auf die Förderung, wir sind aber alle in Warteposition, momentan herrscht Stillstand“, so Stelzer. Die Umsetzung sollte jedenfalls „unbürokratisch und rasch“ erfolgen und müsse kompatibel zu den verschärften Kreditvergaberegeln durch die KIM-Verordnung sein, so der Appell.
„Sehr widerstandsfähig“
Vorstandsdirektor Florian Stryeck sagte, rund 97 Prozent aller Firmenfinanzierungen würden sehr gute und ausreichende Bonität aufweisen, bei Privatkunden seien es gar 98 Prozent. „Unser Monitoring geht auch auf kurzfristige Veränderungen, etwa bei Lieferketten, ein, wir sind mit den Kunden in enger Abstimmung“, so Stryeck. Der Anteil der notleidenden Kredite (NPL) an den Finanzierungen sei zwar im Jahr 2023 von 2,1 auf 2,75 Prozent angestiegen und bestimmte Branchen wie Handel, Gastgewerbe und Grundstücks- und Wohnungswesen befänden sich unter Druck. Dennoch liegen die Werte nach wie vor „auf einem sehr niedrigen Niveau“. Stryeck: „Wir sehen gesamt aber eine Aufhellung. Die Kunden sind wie wir sehr widerstandsfähig.“
Vorstandsdirektorin Ariane Pfleger ergänzte im Bereich Nachhaltigkeit unter anderem, dass Raiffeisen selbst acht Energiegenossenschaften gegründet habe. Gut 60 Prozent der Wertpapierfonds würden bereits in die Kategorie Nachhaltigkeitsfonds fallen.
Die RLB Steiermark und die 45 Raiffeisenbanken betrieben – Stand Ende 2023 – 194 Bankstellen. Damit ist man unter die Marke von 200 gefallen, im Vergleich zu 2022 sind das um acht weniger. Stelzer verweist aber auf die wachsende Zahl von Selbstbedienungsbankstellen, die bei 62 liegen würde, damit komme man in Summe auf 256 Standorte. Raiffeisen biete damit „mit großem Abstand“ das größte Netz in der Steiermark. Die Zahl der Privatkunden sei im Jahresvergleich um 21.108 auf 766.094 angewachsen, die Zahl der Firmenkunden um 2257 auf 72.357.