Österreichs größter Baukonzern Strabag hat 2023 „auf größtenteils rückläufigen Märkten“ eine massive Gewinnsteigerung hingelegt. Das Konzernergebnis erhöhte sich gegenüber dem Jahr davor um ein Drittel auf 630,5 Mio. Euro und der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um ein Viertel auf 880,2 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in der Früh bekanntgab. Geholfen hat die breite geografische Streuung der internationalen Tätigkeit. Die Dividende wird angehoben.

Die Baukonjunktur war im abgelaufenen Jahr tendenziell schwach. Durch die Abdeckung der gesamten Bauwertschöpfungskette und der breiten geografischen Präsenz könne die Strabag dennoch auf eine starke Performance 2023 zurückblicken, so der Konzern.

„Nicht unterstützend“

„Das Jahr 2023 war von Faktoren geprägt, die für den Bau nicht unterstützend wirken“, berichtete Konzernchef Klemens Haselsteiner. „Rückgänge in einzelnen Bausparten konnten wir dank unserer breiten Aufstellung mehr als ausgleichen“, fügte er hinzu. Gleichzeitig arbeitete die Strabag weiter am Fortschritt des Bauens und setze auf die Wachstumstreiber der Zukunft - Nachhaltigkeit und Innovation.

„38 Prozent der globalen CO2-Emissionen entfallen auf Gebäude“, strich Haselsteiner hervor. Um die europäischen Klimaziele zu erreichen, führe daher kein Weg an der Renovierung und Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden vorbei. „Bauen im Bestand ist daher fest in unserer Strategie 2030 verankert“, betonte der CEO.

6,30 Euro Gewinn je Aktie

Im abgelaufenen Geschäftsjahr kletterte der Gewinn je Aktie (EPS) um 37 Prozent von 4,60 auf 6,30 Euro. Der Umsatz verbesserte sich um 4 Prozent auf 17,7 Mrd. Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erreichte das Ergebnis (EBITDA) 1,42 Mrd. Euro - ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Die EBITDA-Marge vergrößerte sich von 7,4 auf 8 Prozent. Die Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen gingen um 2,3 Prozent auf rund 538 Mio. Euro zurück.

Die Gewinnausschüttung an die Aktionäre soll nun im Vergleich zum Jahr davor von 2 Euro auf 2,20 Euro je Anteilsschein angehoben werden. 2022 war der Konzerngewinn um 19 Prozent auf 472,5 Mio. Euro eingebrochen.

Der Ausblick des Managements auf das laufende Geschäftsjahr 2024 ist angesichts der generell schwachen Baukonjunktur vorsichtig: Die Bauleistung soll nur leicht von 19,1 auf 19,4 Mrd. Euro wachsen. 2023 legte sie noch um 8 Prozent zu. Weiters wird heuer eine EBIT-Marge ab 4 Prozent angepeilt, nach zuletzt 5 Prozent. Aufgrund der „konjunkturellen Herausforderungen in der Bauwirtschaft“ ändere das Ergebnis für 2023 nichts an der Planung.

Auf hohem Niveau stabil

Per Ende Dezember 2023 gab der Auftragsbestand der Strabag um 1 Prozent auf knapp 23,5 Mrd. Euro etwas nach. Trotz starker Rückgänge auf dem Wohnungsbaumarkt habe er „auf sehr hohem Niveau nahezu stabil gehalten“ werden können.

In Vollzeitäquivalenten gerechnet beschäftigte der Bauriese im abgelaufenen Geschäftsjahr weltweit 77.136 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Personalstand wurde um 5 Prozent aufgestockt.

Zur generellen Finanzlage des Konzerns: Die Bilanzsumme wuchs 2023 gegenüber dem Jahr davor von fast 12,7 auf 13,7 Milliarden Euro, was den Angaben zufolge im Wesentlichen auf den Anstieg der liquiden Mittel und der Vorräte zurückzuführen sei. Das Eigenkapital habe sich per Jahresende auf 4,4 Milliarden Euro erhöht, womit eine Erhöhung der Eigenkapitalquote von 31,7 auf 32,2 Prozent zu Buche stehe. Per Ende Dezember gab es eine Netto-Cash-Position, die - vor allem aufgrund höherer liquider Mittel und weiter verringerter Finanzverbindlichkeiten - „spürbar“ auf 2,6 Milliarden Euro gestiegen sei, erklärte der Konzern.

Überkompensiert

Im Vorjahresvergleich mehr als verdoppelt hat sich den Angaben zufolge der Cashflow aus der Geschäftstätigkeit - er stieg von 812,9 Mio. auf 1,8 Mrd. Euro. Diese Entwicklung ist laut Strabag „einerseits auf einen angestiegenen Cashflow aus dem Ergebnis und andererseits auf einen unerwarteten Working-Capital-Abbau“ zurückzuführen. „Die prognostizierte Verringerung von Anzahlungen infolge des höheren Zinsniveaus materialisierte sich vorerst nicht“, betonte der Konzern.

Der Cashflow aus der Investitionstätigkeit sei insbesondere aufgrund höherer Investitionen in Finanzanlagen und Unternehmensakquisitionen - unter anderem in den Bereichen Facility Services, Energie- und TGA-Management (technische Gebäudeausrüstung, Anm.) - „erwartungsgemäß stärker negativ“ und habe sich auf minus 654,9 Mio. Euro belaufen (2022: minus 560,4 Mio. Euro). Der Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit war mit minus 430,6 Mio. Euro „weniger stark negativ“ als im Jahr davor (minus 503,66 Mio. Euro).

Die gegenüber 2022 entfallende Tilgung einer Anleihe in Höhe von 200 Mio. Euro habe den Erwerb eigener Aktien überkompensiert, die im Rahmen eines antizipatorischen Pflichtangebots der österreichischen Kernaktionäre angedient worden seien.