Villacher Bier, das künftig großteils in Graz und nicht mehr in Villach gebraut wird. Könnte diese Produktionsverlagerung das Ende der Marke einläuten? Dazu sagt Ralf Terlutter, Vorstand des Instituts für Unternehmensführung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt: „Ich glaube nicht, dass viele Kunden der Marke den Rücken kehren werden, wenn Markenname und Rezeptur unverändert bleiben. Die Marke hat eine lange Tradition und ist in den Köpfen der Konsumenten gut verankert.“ Wichtig für das Unternehmen werde sein, die Marke präsent zu halten. Die Einrichtung einer Eventbrauerei mit Erlebnischarakter und Veranstaltungen in Villach sowie das Angebot von Spezialitäten berge auch Chancen für die Marke Villacher und könne zur Verjüngung der Marke Villacher beitragen. Entscheidend werde sein, wie viel das Unternehmen zukünftig in die Kommunikation für die Marke Villacher investiert. Der Marketingexperte geht davon aus: „Wenn die Diskussion um die Verlagerung der Produktion nach Graz wieder abebbt, werden die meisten Kunden Villacher immer noch als Bier wahrnehmen, das aus Villach stammt, auch wenn es woanders gebraut wird. Der Herkunftsname im Markennamen bestimmt die Wahrnehmung.“

Graz erfüllt Anspruch der Regionalität

Bei Lebensmitteln spiele die Herkunft für die Kundinnen und Kunden, eine wichtigere Rolle als bei den meisten anderen Produkten. Auf Regionalität werde geachtet, doch ein in Graz gebrautes Bier könnte diesen Anspruch durchaus gerecht werden. Die Brau Union hat angekündigt, dass im Sinne der Transparenz die Braustätte auf der Flasche ausgewiesen wird. Allerdings werden solche laut Terlutter bei Produkten des täglichen Bedarfs kaum gelesen.

Universitätsprofessor Ralf Terlutter
Universitätsprofessor Ralf Terlutter © AAU/Puch Johannes

Biertrinker sind bekanntermaßen sehr preissensibel. Viele Kunden hätten drei oder vier Marken, die sie präferieren. Sie greifen laut Marketingexperten zu dem Bier, das in der Aktion ist oder warten auf eine Aktion der gewünschten Sorte, um auf Vorrat zu kaufen. Daher meint Terlutter: „Aktionen, darunter Preisaktionen, werden wohl stärker wiegen als der verlagerte Brauort.“