Nach wie vor ist die Unsicherheit in Kärntens Industriebetrieben hoch. Das heurige Superwahljahr und die geopolitischen Unwägbarkeiten bringen nicht gerade mehr Gewissheiten. Die Unternehmen warten also mit Investitionen zu. Und geben daher auch in der aktuellen Konjunkturumfrage der Kärntner Industriellenvereinigung (IV) eine durch und durch mittelprächtige Selbsteinschätzung ab: 80 Prozent taxieren ihre Geschäftslage im nächsten halben Jahr als „durchschnittlich“. Was die Ertragssituation im nächsten halben Jahr angeht, so haben sogar 85 Prozent „durchschnittlich“ angekreuzt (neun Prozent „schlecht“, sechs Prozent „gut“). Ein Fünftel der Kärntner Betriebe rechnet damit, Mitarbeiter abbauen zu müssen. Nur sieben Prozent geben an, Mitarbeiter aufnehmen zu wollen.
Halt auf freier Strecke
„Wir befinden uns nach wie vor in einer Rezession und in einer Lohn-Preis-Spirale mit extremen Wachstumshemmungen“, sagt IV-Präsident Timo Springer. „Wir rechnen aber damit, dass die Entwicklung im Sommer in Richtung Stagnation geht.“ Es klingt so, als ob Stillstand schon etwas Positives wäre.
Springer prangert einmal mehr die „überbordende Bürokratie“ und die „exorbitant hohen“ Lohnnebenkosten bzw. Lohnstückkosten in Österreich an, die unsere „Wettbewerbsfähigkeit erodieren lassen“. Die Gehälter in den Industriebetrieben sind laut Springer in den vergangenen zwei Jahren je nach Branche um bis zu 18 Prozent gestiegen. Dementsprechend ist Österreich auch im IMD World Competitiveness Ranking, das 64 internationale Wirtschaftsstandorte bewertet, abgerutscht: von Platz 20 auf Platz 24, weit abgeschlagen hinter Dänemark, Schweiz, USA und Schweden. (Platz 25 ist Bahrain.)
„Wir brauchen dringend eine dramatische Wende, sonst werden Unternehmen über kurz oder lang am Standort nicht mehr investieren. Oder Österreich überhaupt den Rücken kehren“, so Springer, der sich gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem IV-Präsidium - Sabine Herlitschka, Oliver Zlamal und Michael Velmeden - im Juni für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung bzw. zur Wahl stellen wird. Wie berichtet, hat der amerikanische Konzern Maxlinear gerade seinen Standort in Villach geschlossen. Grund: Personalkosten. IV-Geschäftsführerin Claudia Mischensky mahnt zudem „eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren“ in Kärnten ein. Wesentlich sei auch, die Umsetzung des Energiewendegesetzes anzutreiben.