Leere Auftragsbücher in Kombination mit hohen Preisen für Rohstoffe, Energie und gestiegenen Lohnkosten machen aktuell vielen Kärntner Gewerbe- und Handwerksbetrieben zu schaffen. Kein Wunder also, dass laut einer aktuellen Erhebung der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten, die Unternehmen die Geschäftslage im ersten Quartal 2024 als deutlich schlechter als im Vorjahresquartal beurteilen. Die Aussichten für das zweite Quartal sind ebenfalls eher trist. Besonders unter Druck stehen jene Betriebe, die auf Eigenheimbau und Wohnungsbau spezialisiert sind. Sowohl die strengen Kreditsvergaberichtlinien (KIM-Verordnung) als auch das Abwarten der Häuslbauer auf eine mögliche Zinssenkung der Europäischen Zentralbank seien aktuell ein Hemmschuh, meint Spartenobmann Klaus Kronlechner.
Er fordert vom Land, dass die Kärntner Wohnbauförderung an die gestiegenen Baukosten angepasst wird. Denn aktuell gehe diese von unrealistisch niedrigen Preisen aus. Wer eine Eigentumswohnung von einem Bauträger kaufen möchte, gehe bei der Förderung meist leer aus. Wohnbaureferentin Gaby Schaunig kündigt bei der Wohnbauförderung einen Ausbau und eine Aufstockung an. Allerdings liegt der Fokus klar auf gemeinnützigem Miet- und Eigentumswohnbau sowie Sanierung. Die SPÖ-Politikerin kündigt an, dass die Wohnbaudarlehen für gemeinnützige Bauvereinigungen von 80 auf 100 Prozent aufgestockt werden sollen. Dadurch würde der Baukostenbeitrag für Mieter komplett entfallen. Kritisch sieht diesen Vorstoß Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl. Er fordert gleiche Förderbedingungen für gemeinnützige und gewerbliche Bauträger.
Momentan sei die Lage für die Unternehmen zwar nicht rosig, meint Kronlechner, aber: „Es zeigt sich eine Silberstreif. Und wir erwarten, dass es in der zweiten Jahreshälfte bergauf geht.“ Schon 2023 war für die Gewerbe- und Handwerksbetriebe ein Jahr mit Licht und Schatten. Nominal sind die Umsätze zwar gestiegen, inflationsbereinigt allerdings um real 6,1 Prozent gesunken.
Ordentlichen Aufwind verspricht sich Kronlechner vom Handwerkerbonus, der Mitte der Woche von der Bundesregierung beschlossen werden soll. Denn er könne, wie bisher bekannt wurde, rückwirkend für Arbeitsleistungen, die am 1. März begonnen wurden, in Anspruch genommen werden. Leistungen von maximal 10.000 Euro pro Privatperson seien förderfähig. Erstattet werden 20 Prozent – also bis zu 2000 Euro, wovon private Auftraggeber und die Handwerksbetriebe profitieren würden.
Es gibt aber Gewerbe- und Handwerksbetriebe wie kleine Baumeister und Installateure, die bereits jetzt alle Hände voll zu tun haben und aufgrund des Fachkräftemangels Aufträge nach Priorität abarbeiten müssen. „Durch die Lockerungen bei der Aufnahme ins Bundesheer oder bei der Polizei gehen uns Fachkräfte verloren“, sagt Kronlechner. Viele, die Freizeit orientiert sind und geregelte Arbeitszeiten wünschen, sehr bereit, die Branche zu wechseln. Verschärft werde die Situation durch Pensionierungen bei den geburtenstarken Jahrgängen und die hohen Steuern für jene, die sich in etwas dazuverdienen wollen.