Die Europäische Zentralbank hat bei ihrer Ratssitzung am Donnerstag die Zinsen – wie erwartet – abermals nicht angetastet. Gleichzeitig wurden aber die Signale verstärkt, dass es im Juni zur ersten Zinssenkung kommen soll. Das ließ am Freitagabend auch Robert Holzmann im ZiB2-Interview durchklingen. Die Inflation in der Euro-Zone gehe zurück, man werde im Juni „datenbasiert entscheiden“. Man könne mit einer Senkung rechnen, es schaue gut aus, „aber sicher ist sie noch nicht“. Wenn die Entwicklung der Preise so weitergehe wie zuletzt, dann steige auch die Wahrscheinlichkeit einer Senkung.
Holzmann gibt aber einmal mehr zu bedenken, dass in der Inflationsbekämpfung „die letzte Meile die schwierigste“ sei. Man gehe dennoch davon aus, dass das Zwei-Prozent-Inflationsziel der EZB bald erreicht werden könne. Der EZB-Rat werde aber die Preis- und vor allem auch die Lohndynamik weiterhin sehr genau im Auge haben. „Daher wollen wir nicht mehr versprechen als wir liefern können.“ Wie hoch ein etwaiger Zinsschritt nach unten ausfallen könnte, ließ Holzmann offen. Es könnten 0,25 oder 0,5 Prozentpunkte sein, „das ist noch unbestimmt“ und hänge ebenfalls von der Datenbasis im Juni ab.
„Im Juni werden wir viel mehr Daten haben
Um die Rekordinflation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB nach jahrelanger Nullzinspolitik seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Zinsen erhöht. Am vergangenen Donnerstag ließ die Notenbank den Leitzins zum fünften Mal in Folge unverändert bei 4,5 Prozent. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte bereits Mitte März die Zinswende im Juni angedeutet und die Signale nun verstärkt. „Im Juni werden wir viel mehr Daten und neue Projektionen haben“, sagte Lagarde am Donnerstag in Frankfurt im Anschluss an die EZB-Ratssitzung. Dann werde der Rat entscheiden, ob seine Zuversicht erfüllt worden sei.
Holzmanns Vertrag als OeNB-Gouverneur läuft noch bis Ende August 2025. Zuletzt wurden die Nationalbank-Spitzenpositionen frühzeitig neu ausgeschrieben, was zu Kritik der Opposition führte. Holzmann will das nicht kommentieren. De 75-Jährige wird sich, wie bereits mehrfach seinerseits ausgeführt, für keine weitere Amtszeit mehr bewerben.