Die jüngsten Daten sprechen eine deutliche Sprache: Auch die steirischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe sind mit massiven Auftragsrückgängen konfrontiert. Fast jeder dritte Betrieb kämpft laut Erhebung der „KMU Forschung Austria“ mit einer schlechten Geschäftslage. Im ersten Quartal ist der durchschnittliche Auftragsbestand – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – um 14 Prozent gesunken. Die Auslastung ist vielfach ebenfalls schwach, die Hälfte der Unternehmen gibt an sofort neue Aufträge annehmen zu können.
Zudem planen nur noch 31 Prozent der Betriebe im Jahr 2024 Investitionen vorzunehmen. Kurz: Die Lage ist herausfordernd – und dürfte es vorerst bleiben. „Wir müssen heuer dieses Tal der Tränen durchschreiten“, sagt Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der steirischen Wirtschaftskammer.
Hoffnungen auf Impulse ruhen auf jenem Instrument, das am Mittwoch im Nationalrat beschlossen wird: Der sogenannte „Handwerkerbonus Plus“ ist mit 300 Millionen Euro für heuer und 2025 dotiert und soll durch Förderungen Entlastung für Kundinnen und Kunden bringen – und Handwerksbetriebe unterstützen (siehe Infobox links).
Talowski sieht darin „eine sehr wichtige Hilfe, einen Booster, der auch viel bewirken kann, etwa die Auslastung der Betriebe erhöhen und damit Arbeitsplätze sichern“. Der Handwerkerbonus habe vor allem „unmittelbare und positive Effekte für die regionale Wertschöpfung“. Dass die, in der Steiermark formulierte Anregung einer rückwirkenden Gültigkeit ab 1. März von der Regierung aufgegriffen worden sei, „ist besonders erfreulich, denn das verhindert einen Rückstau, niemand muss warten, Aufträge können sofort vergeben werden“. Wann Konsumentinnen und Konsumenten dann ihre Anträge auf Refundierung stellen können, war zuletzt noch unklar. Es soll aber spätestens mit Juli soweit sein, es wird derzeit ein eigenes Online-Portal eingerichtet.
Talowski hofft jedenfalls auf eine Umsetzung und Abwicklung, „die dann tatsächlich, wie angekündigt, unbürokratisch, einfach und treffsicher erfolgt. Das Geld soll rasch refundiert, also bei den Kundinnen und Kunden ankommen“. Die Parameter, also die Höchstgrenze der förderbaren Arbeitskosten pro Person und Wohneinheit, sollen möglichst auch 2025 bei 10.000 Euro liegen. Auch das Einreichen von Förderanträgen sollte so einfach wie möglich gestaltet werden, „man muss auch an ältere, teils weniger online-affine Menschen denken, ich könnte mir auch vorstellen, dass hier die Kommunen Hilfestellungen leisten und im Fall des Falles Bestätigungen ausstellen“. Es gelte „im Interesse aller zu verhindern, dass ein wichtiges und richtiges Förderinstrument in der Umsetzung zu kompliziert ausfällt“.
Potenzial einer Belebung von Baustellen durch den Handwerkerbonus lässt sich auch aus einer aktuellen Market-Umfrage herauslesen. Demnach stufen drei Viertel (74 Prozent) der Österreicherinnen und Österreich den Handwerkerbonus als attraktives Angebot ein. 37 Prozent geben bereits jetzt an, den Handwerkerbonus nutzen zu wollen. Davon will die Hälfte Investitionen vorziehen oder bisher ungeplante Investitionen tätigen, so die Umfrage.