Der deutsche Batteriehersteller Varta muss wieder um seine Finanzierung bangen. Die erst vor gut einem Jahr mit den Gläubigerbanken und dem österreichischen Mehrheitsaktionär Michael Tojner vereinbarte Sanierung greife zu kurz, um wie geplant bis Ende 2026 „auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren“, räumte Varta in Ellwangen ein.
Nun müssen die Verhandlungen mit den Banken neu aufgerollt werden. Voraussetzung dafür ist, dass Varta in einem neuen Sanierungsgutachten eine gute Überlebenschance bescheinigt wird. Dieses soll bis Mitte des Jahres vorliegen. Die Banken hätten zugesagt, so lange stillzuhalten. Die unsichere Zukunft schockierte die Varta-Aktionäre: Die Aktie brach am Freitag um bis zu ein Drittel auf ein Allzeit-Tief von 9,30 Euro ein.
Cyberangriff hat Lage noch einmal verschärft
„Ich vermute, es könnte weiteren Finanzierungsbedarf geben, und zurzeit ist noch unklar, woher diese zusätzlichen Mittel kommen sollen“, sagte Analyst Robert-Jan van der Horst von Warburg Research. Er senkte das Kursziel von 16 auf sieben Euro. Varta erklärte, man habe die Investmentbank Rothschild angeheuert, um „strategische Optionen in Bezug auf potenzielle Rekapitalisierungs- und Finanzierungsmaßnahmen auszuarbeiten“. Tojners MontanaTech hatte vor einem Jahr bereits 50 Millionen Euro frisches Kapital nachgeschossen. Varta war Ende September mit 560 Millionen Euro verschuldet, die liquiden Mittel lagen bei 40 Millionen Euro.
Ein Cyberangriff auf Varta im Februar, der die Produktion wochenlang lahmlegte, hat die finanzielle Lage noch verschärft. Das grundlegende Problem ist aber, dass das Geschäft sowohl mit kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen für Kopfhörer als auch das mit Energiespeichern für den aus Photovoltaik-Dächern produzierten Strom schlechter läuft als geplant. Letztere waren der größte Hoffnungsträger von Varta. Die Nachfrage nach Energiespeichern sei aber unerwartet eingebrochen, räumte das Unternehmen ein. Die Konkurrenz aus China liefere billiger und die Händler säßen auf großen Lagerbeständen.
Eine positive Fortführungsprognose der Wirtschaftsprüfer von KPMG war die Grundlage dafür, dass die Banken ihre Kredite bis Ende 2026 verlängert hatten. Bedingung dafür ist in der Regel, dass das Unternehmen bestimmte Finanzkennziffern einhält. Das ist offenbar nicht mehr der Fall. Die Annahmen in dem Gutachten seien nicht mehr zu halten, erklärte Varta. Nun soll die Bonner AuxilPartner ein neues Gutachten schreiben.