In Vietnam hat ein Gericht die Immobilienmagnatin Truong My Lan wegen ihrer Rolle in einem Finanzbetrugsfall in Höhe von umgerechnet mehr als 11 Milliarden Euro zum Tode verurteilt. Das Urteil im größten Betrugsfall des Landes fiel staatlichen Medienberichten zufolge am Donnerstag. Demnach wurde Lan, die Vorstandsvorsitzende des Immobilienentwicklers Van Thinh Phat Holdings Group, der Unterschlagung, Bestechung und Verletzung von Bankvorschriften für schuldig befunden.

Bereits vor Verkündung des Urteils hatte ein Familienmitglied erklärt, Lan werde Berufung einlegen. Nun hieß es, man werde weiterkämpfen und sehen, was man tun könne.

Vietnams Kampf gegen Korruption

Die Verurteilte bestreitet die Vorwürfe und beschuldigte Untergebene. Der Zeitung „Thanh Nien“ zufolge wurden 84 Angeklagte in diesem Fall zu Freiheitsstrafen zwischen drei Jahren auf Bewährung und lebenslanger Haft verurteilt.

Der Prozess hatte am 5. März begonnen und endete früher als geplant. Er ist Teil des Kampfes gegen die Korruption, deren Ausmerzung der Vorsitzende der regierenden Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, seit Jahren verspricht. Allerdings hat die Kampagne bisher wenig greifbare Ergebnisse erbracht. Im Zuge der Kampagne wurden Hunderte ranghohe Staatsdiener und bedeutende Wirtschaftsmanager strafrechtlich verfolgt oder zum Rücktritt gezwungen.

42.000 Geschädigte

Lan und ihre Komplizen wurden den Ermittlern zufolge beschuldigt, mehr als 304 Billionen Dong (11,3 Milliarden Euro) von der Saigon Joint Stock Commercial Bank (SCB) abgezweigt zu haben, die sie de facto über Dutzende von Vollmachtgebern kontrollierte. Von Anfang 2018 bis Oktober 2022, als der Staat die SCB nach einem Ansturm auf ihre Einlagen rettete, habe sich Lan große Summen angeeignet, indem sie unrechtmäßige Kredite an Briefkastenfirmen vermittelte, erklärten die Ermittler.

Sie soll zwischen 2012 und 2022 mithilfe von Finanzfunktionären 42.000 Menschen geschädigt haben