Mercedes-Chef Ola Källenius ist mit einer Vergütung von 12,7 Millionen Euro zum Spitzenverdiener in den größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland aufgestiegen. Der gebürtige Schwede überholte 2023 Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer, der aber mit 10,6 Millionen Euro knapp vor Belen Garijo von Merck (10,5 Millionen) bleibt. Nur das Trio kommt nach einer Analyse der Nachrichtenagentur Reuters auf Basis der Vergütungsberichte der 40 DAX-Unternehmen über die Zehn-Millionen-Marke.
Sowohl Källenius als auch Weimer profitierten vor allem davon, dass sie im vergangenen Jahr Langfrist-Boni aus früheren Jahren ausgezahlt bekamen. Denn die Fixgehälter machen bei den Vorständen in der Regel nur einen Bruchteil der Vergütung aus. Der Löwenanteil entfällt auf Boni für die Leistung des abgelaufenen Jahres und auf Boni, die einen Zeitraum von drei bis vier Jahren umfassen. Die Zahlen beziehen sich auf die „gewährte und geschuldete Vergütung“ inklusive der Altersvorsorge-Beiträge, die die Firmen für ihre Chefs zahlen. Wo die Vergütungsberichte von der üblichen Darstellung abweichen, sind die Beträge vergleichbar gerechnet.
Unter den sechs Top-Verdienern finden sich alle drei Vorstandschefs aus der Autoindustrie, die in den Corona-Jahren prächtig verdient hatten, da sie wegen der Teile-Knappheit kaum Rabatte geben mussten. Das schlägt sich nun in den Gehältern von Källenius, VW- und Porsche-Chef Oliver Blume und BMW-Chef Oliver Zipse nieder, bei denen nun die entsprechenden Mehrjahres-Boni fällig wurden.
Heimlicher Spitzenreiter
Stifel-Analyst Daniel Schwarz ist aufgefallen, dass die Konzerne besonders bei den Kennzahlen gut abschneiden, nach denen sich die Jahresboni ihrer Vorstandsmitglieder richten – bei BMW nach der Zahl der Elektroautos, bei Mercedes nach dem Cash-flow und bei Volkswagen nach der absoluten Höhe des Gewinns. „Manager tun, wofür sie bezahlt werden“, zieht Schwarz als Fazit.
„Heimlicher“ Spitzenreiter der Rangliste ist aber der neuen Adidas-Chef Björn Gulden. Er liegt mit einer Vergütung von 9,2 Millionen Euro zwar nur auf Platz fünf. Der Norweger erhielt aber nach dem Wechsel vom kleineren Sportartikelhersteller Puma als eine Art Antrittsprämie zusätzlich fast 11.900 Adidas-Aktien, für die sein neuerer Arbeitgeber inklusive Steuern 3,88 Millionen Euro aufwenden musste. Und die Papiere sind seit dem Kauf im Juni 2023 kräftig gestiegen. In seinem letzten Jahr bei Puma hatte der Norweger 6,38 Millionen Euro verdient.
Auch damit wäre er im vergangenen Jahr unter den Top-20 der DAX-Vorstandschefs gelandet. Genau die Hälfte der 40 Vorstandschefs kam auf eine Vergütung von 6 Mio. Euro oder mehr - 2022 waren es erst 14. 28 Vorstandschefs erhielten 2023 gleich viel oder mehr als ein Jahr zuvor, nur zwölf mussten Abstriche machen. Den größten Gehaltssprung machte Daimler-Truck-Chef Martin Daum, der seine Vergütung dank hoher Jahresboni und einer fälligen Langfristbonus-Tranche auf 6,92 Millionen Euro mehr als verdoppelte.