Die Inflation in den USA hat im März unerwartet deutlich zugelegt. Die Verbraucherpreise stiegen zum Vorjahresmonat um 3,5 Prozent, nach 3,2 Prozent im Februar, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Befragte Volkswirte hatten lediglich mit 3,4 Prozent gerechnet. Von Februar auf März zogen die Preise um 0,4 Prozent an. Hier hatten Experten nur einen Zuwachs von 0,3 Prozent erwartet.
Stimmungsdämpfer
Die Inflationszahlen dämpften die Stimmung am Markt. „Die Daten sprechen dafür, dass sich die US-Notenbank mit Zinssenkungen über die Jahresmitte hinaus Zeit lässt, zumal die Wirtschaft weiter kräftig expandiert“, so die Commerzbank-Experten Bernd Weidensteiner und Christoph Balz. Der deutsche Leitindex Dax und sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, bauten ihre früheren Gewinne wieder ab und notierten leicht schwächer. Aus den Depots flogen auch die US-Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen Bonds stieg im Gegenzug zum fallenden Kurs auf 4,491 von 4,348 Prozent. Der Dollar-Index kletterte um 0,7 Prozent auf 104,79 Punkte.
Auch bei dem von der US-Notenbank stark beachteten zugrunde liegenden Inflationstrend zeichnet sich keine Entspannung ab: Die sogenannte Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Kosten für Energie und Lebensmittel außen vor bleiben, verharrte im März auf dem Vormonatswert von 3,8 Prozent. Experten hatten mit einem Rückgang auf 3,7 Prozent gerechnet.
Heuer gar keine Zinssenkung?
Die US-Notenbank stemmt sich mit einer Hochzinspolitik gegen die Teuerung. Nach teils aggressiven Erhöhungen pausierte die Federal Reserve mehrmals und hielt den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent konstant. Der nächste Zinsentscheid steht am 1. Mai an. Fed-Chef Jerome Powell hatte jüngst bekräftigt, dass es Aussicht auf eine Zinswende im laufenden Jahr gibt. Die Inflation sei auf dem Weg zum Ziel der Fed von zwei Prozent, obgleich auf einem „bisweilen holprigen Pfad“. NordLB-Analyst Tobias Basse erwartet, dass Powell nun zunächst auf sehr klare Hinweise für Beruhigungstendenzen an der Inflationsfront warten will: „Folglich dürfte das Thema Leitzinssenkungen erst im zweiten Halbjahr 2024 auf die Agenda der US-Zentralbank rücken.“
Angesichts der robusten Konjunktur und des stabilen Arbeitsmarkts in den USA gab es zuletzt aber sogar Stimmen aus der Fed, die Zinssenkungen in diesem Jahr überhaupt in Zweifel ziehen.