Die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof geht an ein Konsortium um die Investoren Richard Baker und Bernd Beetz. Die Investoren hätten den Zuschlag für die Signa-Tochter erhalten, teilte Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Mittwoch in Essen mit. Die Kette steht in erbittertem Wettbewerb mit Online-Händlern von Amazon bis Zalando sowie mit internationalen Textilketten. Galeria betreibt noch 92 Filialen mit 12.800 Beschäftigten, mehr als 70 davon sollen fortgeführt werden.
Diese Zahl ist demnach Teil der Investorenvereinbarung, die am Dienstag notariell beurkundet wurde. Die unterzeichnete Vereinbarung über die Übernahme tritt jedoch nur dann in Kraft, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung dem von Denkhaus erstellten Insolvenzplan zustimmen. Wenn sie das nicht tun, kommt der Verkauf nicht zustande. Denkhaus will den Insolvenzplan bis Ende April vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai in Essen zusammen, um darüber abzustimmen.
Das Insolvenzverfahren war in der vergangenen Woche eröffnet worden. Galeria hatte Anfang Jänner einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Der bisher zur insolventen österreichischen Signa-Gruppe von René Benko gehörende Konzern beschäftigt rund 12.800 Menschen. Durch eine weitere Reduzierung der Anzahl der Filialen dürften Stellen wegfallen. Wie viele das sein werden, ist noch offen.
Wer sind die neuen Eigentümer?
Der 73-jährige Beetz, Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim, war während des Zusammenschlusses von Galeria Kaufhof und Karstadt in den Jahren 2018 und 2019 bereits Aufsichtsratschef von Kaufhof. Über viele Jahre sammelte Beetz Erfahrung im Luxus- und Konsumgütersegment. Bis 2012 leitete er elf Jahre lang den US-Kosmetikkonzern Coty, der Parfümmarken wie Adidas, Calvin Klein und Joop im Portfolio hat. Zuvor war er beim französischen Luxusunternehmen LVMH für die Marke Christian Dior verantwortlich, davor zwei Jahrzehnte in unterschiedlichen Positionen beim US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Zudem ist er Unternehmer im Luxus- und Konsumgütersegment.
Der gebürtige Mannheimer studierte in seiner Heimatstadt Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Konsumgüter und Marketing. Seit Jahren lebt der fünffache Vater in der Schweiz.
Mit Beetz will die US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners des Unternehmers Richard Baker einsteigen. Die auf Einzelhändler ausgerichtete Beteiligungsgesellschaft NRDC wurde 2005 gegründet. Anfangs verkaufte Baker über NRDC Verkaufsflächen an Wal-Mart.
Warenhäuser in den USA und Kanada
Der 58-jährige Baker verfügt über die Mehrheit an den Ketten Hudson Bay Company (HBC) und Saks Fifth Avenue, die in den USA und Kanada zahlreiche Warenhäuser betreiben. NRDC hatte 2008 HBC, das nach eigenen Angaben Nordamerikas ältestes Unternehmen ist, gekauft. HBC übernahm dann 2015 die deutsche Warenhaustochter vom Handelskonzern Metro. Baker war also schon einmal Eigentümer von Galeria Kaufhof – bis zur Fusion mit Karstadt und der Komplettübernahme durch die Signa-Gruppe von René Benko 2019. Damals verließ HBC den europäischen Markt vorerst wieder.
Baker wuchs im wohlhabenden Greenwich (US-Bundesstaat Connecticut) auf und erhielt 1988 seinen Bachelor in Hotelmanagement von der Cornell University, einer Privatuniversität in Ithaca (New York). Der Vater dreier Kinder setzt sich als Philanthrop für die Förderung psychischer Gesundheit ein.