„Bewegte Zeiten“, geprägt von geopolitischen Verwerfungen, andauernden Veränderungen und einer Rezession in Österreich, attestiert Gerhard Fabisch. Der Vorstandschef der Steiermärkischen Sparkasse betont: „Wir leben in spannenden Zeiten, in der wir aus unserer Sicht eine wichtige Funktion ausfüllen, in dem wir Sicherheit, Stabilität und als Begleiter unserer Kundinnen und Kunden auch Zuversicht vermitteln wollen.“ Als Argument dient auch jenes Zahlenwerk, das Fabisch gemeinsam mit seinen Vorstandsmitgliedern Georg Bucher, Walburga Seidl und Oliver Kröpfl vorgelegt hat: Denn die Bilanz für das Jahr 2023 weist für den Konzern einen Periodenüberschuss nach Steuern von 460 Millionen Euro (2022: 292 Millionen Euro) aus – ein neuer Höchstwert. Fabisch spricht von einem „sehr zufriedenstellenden Ergebnis“, zu dem alle Teilbereiche, vom Privat- über das Firmenkundengeschäft bis hin zu den Tochterbanken in Südosteuropa, beigetragen haben.

Treibender Faktor sei aber auch der massiv gestiegene Zinsüberschuss gewesen, der aus den Zinserhöhungen der EZB resultiert und damit – im Vergleich zu den Jahren davor – dem gänzlichen Wegfall von Negativzinsen. Auch das Kundenverhalten, im Vorjahr wurden Einlagen teils nur sehr zögerlich von de facto unverzinsten Girokonten auf Sparprodukte transferiert, habe dazu beigetragen. Der Zinsüberschuss werde sich aber nicht dauerhaft in diesen Sphären bewegen. „Wenn die Leitzinsen wieder nach unten gehen, dreht sich dieses Bild – denn dann geben die Kreditzinsen sofort nach, die Einlagenzinsen aber erst mit zeitlicher Verzögerung“, so Fabisch.

Vorstände der Steiermärkischen Sparkasse: Georg Bucher, Walburga Seidl, Gerhard Fabisch und Oliver Kröpfl
Vorstände der Steiermärkischen Sparkasse: Georg Bucher, Walburga Seidl, Gerhard Fabisch und Oliver Kröpfl © Werner Krug

Auch das Betriebsergebnis legte um satte 86,2 Prozent auf 587 Millionen Euro zu. Die Kernkapitalquote betrug 2023 im Steiermärkische Sparkasse-Konzern 24,4 Prozent, die Eigenmittelquote 25 Prozent. Das Konzerneigenkapital erreichte mit 2,9 Milliarden Euro ebenfalls einen neuen Höchststand, „das ist ein sehr guter Polster und gibt den Kunden und der Steiermärkischen Sicherheit“, so Fabisch. Die Kapitalausstattung erlaube auch weiteres Wachstum, das schließe auch weitere Zukäufe von Banken mit ein, „es gibt dazu derzeit keine Verhandlungen, aber wir sind vorbereitet und grundsätzlich auch interessiert“.

Die Spareinlagen im Konzern erreichten mit über 8,7 Milliarden Euro im Jahr 2023 einen Höchststand, die Kunden-Wertpapierdepotvolumen mit 4,8 Milliarden Euro ebenfalls. Die Bilanzsumme der Steiermärkischen ist auf 21,3 Milliarden Euro geklettert, im Vorjahr lag sie bei 20,78 Milliarden Euro.

Die Kundenzahl sei im Konzern – also inklusive Auslandstöchter und Beteiligungen – auf mittlerweile 2,9 Millionen gestiegen, davon 586.000 in der Steiermark, „wir konnten 2023 in der Steiermark 32.000 Kundinnen und Kunden dazu gewinnen“, sagt Fabisch.

„Steirische Wirtschaft hustet, aber sie ist kein kranker Patient“

Bei den Kommerzkrediten konnte trotz konjunkturellen Gegenwinds ein Neuvolumen von von 1,1 Milliarden Euro verbucht werden. „2023 war ein sehr intensives, emotionales und bisweilen auch nervöses Jahr“, bilanziert Vorstand Oliver Kröpfl. Sein Fazit: „Die steirische Wirtschaft hustet, aber sie ist kein kranker Patient.“ Gefragt seien insbesondere Finanzierungen rund um Nachhaltigkeit und Innovation gewesen. In der Beratung seien Zinssicherungsinstrumente sowie Liquiditätsmanagement im Fokus gestanden. Die Kommerzfinanzierungen seien um 2,75 Prozent gestiegen, „kein Grund für eine Depression, aber doch etwas unterkühlt“, so Kröpfl. Auch das Geschäft mit Gewerbeimmobilien sei nicht „mausetot“. Kräftig gesunken sei indes die Nachfrage nach Wohnraum- und Wohnbaufinanzierungen bei Privaten, sie lagen im Vergleich zu 2022 nur noch bei der Hälfte. Die Ausfallsquote bei privaten Kreditnehmern sei dennoch nicht gestiegen, so Fabisch. Fast 2000 neue Kommerzkundinnen und -kunden konnte man im Vorjahr neu gewinnen, so Kröpfl.

Dank einer „soliden Portfoliostruktur blieb der Risikovorsorgebedarf auf einem moderaten Niveau“, unterstreicht Risikovorständin Walburga Seidl. 2023 seien Risikovorsorgen in Höhe von 36,4 Millionen Euro gebucht worden, das sei zwar ein Anstieg, „aber keine besorgniserregende Entwicklung“.

Appell für deutlichere EU-Beitrittsperspektiven am Westbalkan

Die Tochterbanken und Beteiligungen in Südosteuropa (Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien, Nordmazedonien) haben 165 Millionen Euro zum Periodenergebnis nach Steuern beigetragen, wie der zuständige Vorstand Georg Bucher hervorhebt. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum in der Region liege mit 2,5 bis 3,3 Prozent deutlich über dem Schnitt der Eurozone. „Diese Länder haben einmal mehr bewiesen, dass sie krisenresistent sind“, so Bucher. Er appelliert aber auch: Die EU-Beitrittsperspektiven müssten durch konkrete Verhandlungen geöffnet werden, derzeit sei es nur eine kleine Kerze, die da brenne, „es gibt Signale, aber die Geschwindigkeit muss sich dramatisch erhöhen“. Die auch durch die unsicheren Beitrittsperspektiven verursachte Abwanderung von jungen Fachkräften sei eine Gefahr für die Region.