Ein Bericht der Agentur Reuters lässt aufhorchen: Laut drei mit der Angelegenheit vertrauter Quellen und Unternehmensmitteilungen, die Reuters vorliegen, hat Tesla das seit langem versprochene preiswerte kleine Elektroauto gestrichen. Der Autohersteller werde die Entwicklung selbstfahrender Robotertaxis auf derselben Kleinfahrzeugplattform fortsetzen, hieß es außerdem laut der Quellen.
Der so genannte Tesla 2, der ab einem Einstiegspreis von rund 25.000 Dollar hätte starten sollen, wäre aber ein wichtiger Mosaikstein in der Tesla-Strategie gewesen, erschwingliche Elektroautos für die Massen herzustellen. Damit hatte Musk auch Investoren angelockt. Er hatte sogar versprochen, dass Tesla plant, in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 in seinem Werk in Texas mit der Produktion des erschwinglichen Modells zu beginnen. Teslas aktuell günstigstes Modell, die Limousine Model 3, kostet in den USA etwa 39.000 US-Dollar.
Musks erster „Masterplan“ aus dem Jahr 2006 sah sogar vor, zunächst Luxusmodelle herzustellen und die Gewinne dann zur Finanzierung eines „günstigen Familienautos“ zu verwenden.
Musk wütet, „Reuters lügt“
Nach dem Reuters-Bericht verloren die Tesla-Aktien im frühen Nachmittagshandel um etwa 3 Prozent. Und Musk wütete. Tesla reagierte zwar nicht auf Anfragen. Musk postet aber auf seiner Social-Media-Seite X, dass „Reuters (wieder) lügt“.
Dass der Druck auf Musk und Tesla steigt, ist aber nicht neu. Nach den Erfolgen der letzten Jahre kämpft Musk mit einer Reihe von Problemen. Qualitätsmängel wurden mit dem letzten TÜV-Report publik. Die erratische Preispolitik mit massiven Preissenkungen ließ die Restwerte der Autos purzeln. Große Autoverleiher nahmen Tesla aus dem Programm.
Aber auch die Konkurrenz wird stärker. Renault und der Volkswagenkonzern halten an ihren Plänen von günstigen E-Autos im Bereich von 20.000 bis 25.000 Euro als Startpreis fest. Und die Chinesen setzen Tesla mit ihrer Elektro-Autoflut unter Druck. Auch bei den Preisen in China kann Tesla nicht mithalten.
Heftiger Absatzrückgang
Die Folge: Der US-Elektroautopionier Tesla ist mit einem deutlichen Absatzrückgang in ein schwieriges Autojahr 2024 gestartet. Erstmals seit fast vier Jahren sanken die Auslieferungen. Nach den am Dienstag veröffentlichten Daten um 8,5 Prozent im ersten Quartal auf knapp 387.000 Autos. Von Visible Alpha befragte Analysten hatten vorige Woche hingegen mehr als 8 Prozent Wachstum auf gut 458.000 Stück prognostiziert. Tesla kämpft auch mit wachsender Konkurrenz durch Branchenneulinge wie dem Smartphone-Hersteller Xiaomi in China. Zugleich schwächt sich wegen der hohen Zinsen die Nachfrage nach E-Autos weltweit ab.
Auch die Börse reagiert auf den einstigen Liebling der Investoren: Mit einem Minus von rund 30 Prozent seit Jahresbeginn ist das Papier Schlusslicht im US-Börsenindex S&P 500.