Es herrscht viel Betrieb im „sicheren Hafen“, wie Gold gerne vermarktet wird. Diese Woche eilte der Preis des Edelmetalls abermals von Rekordhoch zu Rekordhoch und notierte schlussendlich bei knapp 2290 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Also ziemlich genau elf Prozent über jenem Wert, mit dem das Jahr 2024 eröffnet wurde. Spannt man den Zeitraum ein wenig auf, fällt die Rendite noch deutlicher aus: Binnen sechs Monaten etwa legte der Goldkurs in US-Dollar um fast 26 Prozent zu. Zeugnis einer bemerkenswerten Dynamik.

Wie aber kommt es zur starken Nachfrage nach Gold? Es ist eine Mixtur an Gründen, die von Expertinnen und Experten zurzeit bemüht wird. Ganz oben thront bei den Erklärungen meist die Wette der Anleger auf bald sinkende Zinsen. Als etwa Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed, letzte Woche erklärte, man werde definitiv „irgendwann in diesem Jahr“ Leitzinsen senken, stieg der Goldpreis gleich wieder an. Allgemein gelten niedrigere Zinssätze als positiv für Edelmetalle, die selbst per se keine Zinsen abwerfen. Viele, die jetzt in Gold investieren, glauben also, der Preis werde noch einmal anziehen, wenn die Zinsen wirklich sinken. Darüber hinaus werden die aktuellen Krisenherde im Nahen Osten als potenzielle Kursbeschleuniger bewertet.

Jedenfalls stocken, das zeigen Daten des Branchenverbands World Gold Council, in diesem Umfeld die Zentralbanken ihre Goldbestände weiter kräftig auf. Im Februar taten sie das den neunten Monat in Folge. Besonders eifrig agiert China, das seine Goldreserven 2023 um die Rekordmenge von 735 Tonnen ausweitete. Aber auch Indien oder die Türkei kaufen fleißig Gold zu. Ein möglicher Weg, um die eigene Währung zu stärken.

Expertinnen und Experten zweifeln

Wobei es auch Stimmen gibt, die sich den untypischen Preisanstieg – immerhin schaffte es der Goldpreis in den letzten drei Jahren immer nur kurz über die 2000-Dollar-Marke – nicht so wirklich erklären können. Für Commerzbank-Rohstoffanalystin Thu Lan Nguyen etwa ist zurzeit keine der angebotenen Erklärungen „wirklich überzeugend“. So sei es mittlerweile wieder unsicherer geworden, wann und in welchem Ausmaß die US-Notenbank mit den Senkungen beginnen werde. Zugleich stieg der Goldkurs aber im März außergewöhnlich stark. „Die Hintergründe des mysteriösen und untypischen Preisanstiegs liegen noch immer im Dunkeln“, schreibt auch Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe. 

Prognosen sind, wie meist, in diesem Zusammenhang schwer zu fällen. Jedenfalls mehren sich die Stimmen, die ob Gewinnmitnahmen von zwischenzeitlichen Preiskorrekturen ausgehen. Zugleich rechnen die meisten Expertinnen und Experten wieder mit steigenden Preisen, wenn es tatsächlich zu den Zinssenkungen kommt.