Im Streit um einen neuen Kollektivvertrag für das AUA-Bordpersonal hat die Belegschaft am Donnerstag noch einmal Druck gemacht und demonstriert, dass sie es ernst meint: 92 Flüge fielen wegen einer Betriebsversammlung aus. Am Montag soll nun weiterverhandelt werden. „Würden es die AUA-Manager mit ihrem Angebot für 18 respektive 28 Prozent Erhöhung ernst meinen, würde man rasch zu einem Ergebnis kommen“, sagte Vida-Chef Roman Hebenstreit nach der Betriebsversammlung zur APA.
Der KV-Streit zieht sich nun schon seit Wochen, 17 Verhandlungsrunden haben keine Einigung gebracht, hunderte Flüge fielen aus - die AUA-Führung beziffert den finanziellen Schaden durch den Arbeitskampf auf mittlerweile 26 Millionen Euro. Dazu komme noch ein enormer Reputationsschaden, sagte AUA-Sprecherin Sophie Matkovits im Ö1-“Mittagsjournal“.
AUA: Strecken werden unprofitabel
Der AUA-Bordbetriebsrat und die Gewerkschaft fordern eine Angleichung der AUA-Gehälter an jene der Lufthansa, was eine Anhebung um bis zu 40 Prozent bedeuten würde. Das Management bietet über zwei Jahre bis zu 18 Prozent mehr für Piloten und Flugbegleiter und plus 28 Prozent für Copiloten. Bei einer stärkeren Erhöhung der Gehälter wären 60 Prozent der AUA-Strecken unprofitabel, argumentiert die AUA-Führung.
Dazu Hebenstreit zur APA: „Würden es die AUA-Manager mit ihrem Angebot für 18 respektive 28 Prozent Erhöhung ernst meinen, würde man rasch zu einem Ergebnis kommen.“ Tatsächlich seien in diesen Zahlen aber zum Beispiel auch Prämienbestandteile enthalten, die nie erreicht würden, oder es würden Änderungen bei den Einsatzzeiten gegengerechnet werden. „Eine Analyse des Betriebsrates zeigt: Unterm Strich wäre das nicht mehr als eine reine Inflationsabgeltung.“ Der Personalkostenanteil des fliegenden Personals mache nach Schätzung des Betriebsrates nur 11 Prozent aus und würde nur um ein paar Prozentpunkte steigen, wenn die Arbeitnehmer-Forderungen erfüllt würden, erklärte Hebenstreit. Im Verhandlungsteam gebe es auch Überlegungen für einen Stufenplan, um die AUA-Gehälter an das Niveau der Lufthansa anzupassen, sagte Hebenstreit.
„Fette Dividenden“
An der Betriebsversammlung hätten mehr als tausend Beschäftigte teilgenommen und die Belegschaft stehe sehr geschlossen hinter dem Verhandlungsteam, so der Gewerkschafter.
Er richtete seine Kritik vor allem auch in Richtung der Lufthansa-Konzernführung: Es würden „fette Dividenden“ an die Aktionäre und Boni an die Manager bezahlt, während man die Beschäftigten, die für den Gewinn mit verantwortlich seien, nicht teilhaben lasse. Für Flugausfälle macht der Gewerkschafter das Management verantwortlich: „Wir erleben da gerade, dass uns deutsches Management diese unsägliche deutsche Streikkultur nach Österreich importiert.“ Gemeint ist: Das Management sei durch seine Unnachgiebigkeit für die Streiks verantwortlich.
Ganz anders sieht das Günther Ofner, Vorstand des Wiener Flughafens und Obmann der Luftfahrt-Branche in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Er wirft der Gewerkschaft vor, mit ihren Forderungen die gesamte Luftfahrtbranche in Österreich zu gefährden. „Die von vida und AUA-Bordbetriebsrat provozierten Flugausfälle sind eine Kundenvertreibungsaktion und spielen vor allem der AUA-Konkurrenz in die Hände“, formulierte Ofner am Donnerstag in einer Aussendung. „Sie gefährden nicht nur tausende Arbeitsplätze in der AUA, sondern in der gesamten Luftfahrtbranche und letztendlich auch am Flughafen und in den Zulieferbetrieben, die alle rücksichtlos in Geiselhaft genommen werden.“