Die Automobilindustrie steht vor dem größten Umbruch ihrer Geschichte. Nicht nur die Transformation zur E-Mobilität wirkt als Beschleuniger aller Entwicklungen, genauso revolutioniert die Software, das Gehirn neben dem Herzstück E-Antrieb, das Arbeits-Genre. Alte Berufe werden verschwinden, neue aufkommen. Und die Künstliche Intelligenz drückt zusätzlich aufs Tempo.

Aber was braucht es jetzt, um in der Branche erfolgreich reüssieren zu können? Martina Finks Lebenslauf lässt erahnen, dass es keine geradlinigen, klassischen Karrieren mehr sein werden. Sie selbst hat den Abschluss an der Karl-Franzens-Universität Graz in Rechtswissenschaften in der Tasche und zeichnet heute bei Magna als Senior Manager Human Resources für die HR-Arbeit im Engineering Center Austria verantwortlich. Ihre zentrale Aussage überrascht: Je stärker die Künstliche Intelligenz sich ins Arbeitsleben einmischt, desto wichtiger werde der Faktor Mensch. „Für mich ist neben den ganzen Ausbildungen wichtig, für was ein Mensch brennt. Aber genauso sind soziale Kompetenzen entscheidend, etwa, dass man sich unterhalten kann, Offenheit für fremde Kulturen zeigt und auch interkulturelle Kompetenzen vorweisen kann. Das ist die Basis.“

Kreatives Denken statt Computer

Wie sich die Veränderungen in diesem Bereich in Zukunft auswirken werden, könne man heute noch nicht seriös abschätzen. „Aber jene Menschen werden sich durchsetzen, die emotionale Intelligenz besitzen und die alles leben können, was ein Computer nicht leisten kann. Kreatives Denken, Out-of-the-Box-Denken, darauf wird es ankommen.“

Fink glaubt auch nicht daran, dass es alleine ein Studium ist, das über den Erfolg einer Karriere entscheiden werde. „Ein Auslandssemester, mit anderen Kulturen zu arbeiten, etwa in Asien, und, aus dem Hotel Mama auszuchecken. Es ist zu einer Notwendigkeit geworden neben dem Studium auch etwas anderes zu machen. Es reicht auch, kellnern zu gehen, um soziale Kompetenzen weiter zu entwickeln. Sie hätte schon Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt, deren Lebenslauf nicht aufregend war. „Aber das Auftreten, die empathischen Fähigkeiten – da bringt der beste Lebenslauf nichts, wenn man nicht mit anderen zusammenarbeiten kann. Teamarbeit und Schwarmintelligenz, darauf kommt es in Zukunft an.“

Studien kombinieren

Sie würde heute empfehlen, ein technisches Studium mit einem betriebswirtschaftlichen zu kombinieren. Bachelor und Master seien weitere Optionen. Ehrlichweise verlaufe die Entwicklung so schnell, dass man keine fünf Jahre vorhersagen könne. Deshalb sei es so wichtig, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen.

Fink: „Es gibt dabei kein Patentrezept. Über den Erfolg entscheidet letztlich , was einen wirklich interessiert und mitreißt.“ Genauso empfehlenswert, übrigens: FH Softwareentwicklung, das wird sehr gefragt werden, FH Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik. Sie glaubt übrigens nicht, dass man eine grundsätzlich falsche Ausbildung wählen könne. „Es wird sich jeder Berufseinsteiger darauf einstellen müssen, dass er sich mit der Technik mitentwickelt. Das Studium ist Grundstein, dass ich hinter mich bringen muss, und dann muss ich mich laufend weiterbilden. Was wir heute lernen, ist in zehn Jahren ohnehin veraltet.“

Bessere Schulausbildung

Ihr Wunsch zum Abschluss? „Ich denke, dass sich die Schulen mit ihrem Lehrplan besser an die zukünftigen Anforderungen orientieren müssten. Die Schülerinnen und Schüler werden nicht ausreichend auf jene Fähigkeiten vorbereitet, die sie in Zukunft brauchen werden.“