„Dezent“ kann man das Versprechen nicht nennen. Man wolle nichts weniger als „die digitale Antwort auf den Pflegenotstand“ bieten, heißt es vom Team des Grazer Start-ups HerzensApp.

Wie das gelingen soll? Im Zentrum der steirischen Anwendung steht eine „vereinfachte Suche nach Pflege- und Betreuungspersonal“, wie man bei HerzensApp erklärt. Zugleich wird die „orts- und zeitunabhängige Einsicht in die Pflegebetreuung“ sowie der Erhalt der „vollständigen fachlichen Dokumentation“ angeboten. Sprachbarrieren zwischen Betreuerinnen und Familien sollen gar nicht erst entstehen. „Über unsere Software kann auf Deutsch eine Arbeitsanweisung erteilt werden, die automatisch in die Muttersprache der Pflegekraft übersetzt wird“, erklärt HerzensApp-Chef Konstantin Pollanz.

Die Oberfläche der Grazer HerzensApp
Die Oberfläche der Grazer HerzensApp © HerzensApp

Pflegekräfte selbst können wiederum die gesamte Dokumentation per Spracherkennung erledigen. Die App verschriftlicht in 16 verschiedenen Sprachen – und ist auf medizinische Terminologie trainiert. Pflegeagenturen verspricht das steirische Jungunternehmen durch die HerzensApp einen „deutlich reduzierten administrativen Aufwand“.

10.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Österreichs Start-up-Landschaft als solche wurde nun übrigens zum sechsten Mal großflächig vermessen. Die zentralen Erkenntnisse der eben sechsten Auflage des „Austrian Startup Monitor“? Seit 2012 wurden in Österreich mehr als 3400 Start-ups gegründet, die Wachstumsdynamik der neu gegründeten Unternehmen habe aber „in den letzten Jahren nachgelassen“. Dafür stieg der Anteil von akademischen Ausgründungen, Spin-offs genannt, „kontinuierlich“ auf mittlerweile 24 Prozent.

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Weiter auf niedrigem Niveau, sogar mit leicht abfallender Tendenz, liegt indes der Anteil von Frauen in den Gründungsteams. Nur 17 Prozent der Start-up-Gründerinnen und -Gründern im Land sind Frauen. Positiv lesen sich die Ergebnisse des Reports zur Entwicklung der Beschäftigten – diese legt nämlich zu. Mittlerweile beschäftigen österreichische Start-ups im Schnitt 12,3 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, außerdem wollen fast acht von zehn Start-ups in den nächsten zwölf Monaten zusätzliche Beschäftigte einstellen. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der österreichischen Start-ups ist damit de facto die Einstellung von „deutlich über 10.000 neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geplant“, heißt es im Austrian Startup Monitor.

„Sorgenkind Gründungsdynamik“

Markus Raunig von der Plattform Austrian Startups interpretiert die Ergebnisse im Gespräch mit der Kleinen Zeitung durchaus positiv. „Erstmals“ etwa würden „mehr als 30.000 Menschen in der österreichischen Start-up-Szene arbeiten“. Auch, dass vier von zehn heimischen Start-ups den Break-even-Punkt, also die Gewinnschwelle, erreicht hätten, sei erfreulich. Vor allem, weil es trotz einer „stark eingetrübten Finanzierungslage“ eine deutliche Entwicklung in Richtung Profitabilität gäbe.

„Sorgendkind“, so Raunig, sei indes „die Gründungsdynamik“. Deren Rückgang resultiere aus zunehmendem Sicherheitsdenken. Markus Raunig: „Wir müssen die Lust am Risiko wieder wecken.“

Steirische Start-ups mit hohen Umsätzen

Knapp die Hälfte aller österreichischen Start-ups wurden seit 2012 in Wien ausgegründet. Die Steiermark (12 Prozent) liefert sich mit Oberösterreich (12,1 Prozent) weiter ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz zwei. Nach wie vor beheimatet der Standort „besonders viele akademische Spin-offs“. Außerdem zählt die Steiermark laut Startup Monitor zu „den Top-Standorten, was den Umsatz der Start-ups betrifft“. Während 17 Prozent der steirischen Start-ups bereits mehr als eine Million Euro umsetzen, liegt die Zahl quer über alle anderen Bundesländer bei gerade einmal 13 Prozent.