Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) sorgt sich um schleichende Tendenzen, die die Wahlfreiheit bei den Zahlungsmitteln einschränken könnten und setzt sich daher für eine stabile Bargeld-Versorgung in Österreich ein. Die Zahl der Bankomaten in Österreich habe sich von 2022 auf 2023 um 510 Stück bzw. um 5,6 Prozent auf 8655 Bankomaten reduziert. Seit 2021 sinke die Zahl kontinuierlich. Dabei sei Bargeld „so beliebt wie eh und je“, sagte OeNB-Direktor Eduard Schock.
Rund 95 Prozent könnten sich eine Welt ohne Bargeld nicht vorstellen, für zwei Drittel soll es seine aktuelle Bedeutung behalten, so Schock. Dennoch sinke nicht nur die Zahl der Bankomaten, sondern auch der Anteil des Bargeldes an allen Transaktionen. 2016 lag der Anteil noch bei 82 Prozent, im vergangenen Jahr waren es schon nur noch 63 Prozent. Dafür legten Kartenzahlungen auf 30 Prozent zu, von 11 Prozent im Jahr 2016, geht aus den Daten der OeNB hervor.
„Wir haben als OeNB frühzeitig erkannt, dass es bei uns auch Entwicklungen gibt, die Bargeld zurückdrängen“, sagte Schock. Damit die Wahlfreiheit des Zahlungsmittels aber weiterhin uneingeschränkt erhalten bleibt, will sich die OeNB für eine stabile Versorgung der Bevölkerung mit Bankomaten einsetzen. Dafür sei ein „Bargeld-Board“ gegründet worden, das gemeinsam mit den Geschäftsbanken an einem „Bargeld-Grundversorgungsmodell“ arbeite.
„Modell zielt auf die flächendeckende Versorgung mit Bankomaten ab“
„Unser Modell zielt auf die flächendeckende Versorgung mit Bankomaten ab“, so Schock. Das heißt, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung in Österreich (66,9 Prozent) einen Bankomaten in Reichweite von einem Kilometer haben sollen, 82,6 Prozent einen innerhalb von 2 Kilometern und 97,1 Prozent einen Bankomaten in Reichweite von 5 Kilometern haben sollen.
Sogenannte Cashback-Möglichkeiten wie die Bargeldbehebung im Supermarkt sind dabei nicht berücksichtigt, sie sollen lediglich als Ergänzung dienen. Die Praxis zeige auch, dass diese Angebote nur sehr spärlich angenommen werden würden.
Mit den Banken befinde sich die OeNB zu dem Projekt derzeit noch in der Diskussionsphase, Schock hofft aber auf eine Einigung noch vor dem Sommer. Eine gesetzliche Grundlage, die die Banken zu einer solchen Versorgung verpflichten würde, gebe es zwar nicht, aber man hoffe auf eine „Memorandum of Understanding“, bei dem sich die Banken selbst zu einer flächendeckenden Versorgung mit Bankomaten verpflichten. „Ich bin zuversichtlich, dass es zu einem erfolgreichen Ergebnis kommen wird“, sagte Schock.
„Gewitter erzeugt, dass es gar nicht gibt“
Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung der WKÖ, zeigte sich am Freitag verwundert über die Sorgen der Nationalbank zur Bargeldversorgung. Es werde hier ein „Gewitter erzeugt, dass es gar nicht gibt“, so Rudorfer gegenüber der APA. Österreich habe im europäischen Vergleich einen „Stockerlplatz“ bei der Bargeldversorgung, neben zahlreichen Bankomaten gebe es auch die Möglichkeit bei Supermärkten oder im Lokalen Geld zu beheben. Wichtig sei seiner Meinung nach für die Menschen nicht, wo genau das Geld rauskomme, sondern nur, dass sie an ihr Geld kommen würden.