Der österreichische Baukonzern Porr hat mit mehr als 130 Millionen Euro das beste Ergebnis vor Steuern (EBT) seiner Geschichte erzielt, der Konzerngewinn stieg unterm Strich auf 95 Millionen Euro, 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Auftragsbestand kletterte um drei Prozent auf 8,45 Milliarden Euro nach oben, ein Plus von 20 Prozent den letzten drei Jahren. Der Auftragseingang ist auf 6,8 Milliarden Euro gestiegen.
Infrastrukturprojekte als Treiber
Dass die Bauwirtschaft in der Krise sei, stimme daher nur für einen Teil der Bauwirtschaft, den Wohnbau, betonte Klemens Eiter, der Finanzvorstand der Porr. Der Anteil von Wohnbau im Auftragsbestand der Porr ist von elf auf acht Prozent gesunken. „Unsere wesentlichen Treiber sind Infrastrukturprojekte im Tiefbau.“ Die Porr baut etwa Pumpspeicherkraftwerke für den Verbund, Windparks, Solarkraftwerke, aber auch Tunnel, Straßen und Brücken. „Smart Mobility“ (darunter fällt zum Beispiel der Brenner-Basistunnel), die Energiewende (etwa das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee in Oberösterreich oder die Untertunnelung der Elbe für die leistungsstarke Windstromleitung „SuedLink“ in Deutschland.), Industriebau sowie Gesundheit wie Gesundheitszentren, Seniorenheime und Krankenhäuser: All das seien Nachfragetreiber für die Porr.
Zu den größten Neuaufträgen zählt das Baulos H53 des Brenner Basistunnels – laut Konzernangaben das „größte Baulos in der Geschichte Österreichs“ mit einem Gesamtauftragswert von einer Milliarde Euro. Dieses wird gemeinsam mit einem Arge-Partner durchgeführt. 500 Millionen Euro des Bauauftrags wickelt die Porr ab. Aber auch der eingebrochene Wohnbau werde sich wieder erholen, meint Eiter: „Man sieht bereits 2025 wieder eine Trendwende im Wohnbau.“ Porr-CEO Karl-Heinz Strauss lobt das Wohnbaupaket der Bundesregierung: „Richtige Maßnahme, vorbehaltlich, die Bürokratie in den Bundesländern macht das mit.“ Was man ergänzen könnte, so Strauss: „Dass man die Zinsen von 1,5 Prozent nicht auf vier, sondern auf 20, 25 Jahre fixiert.“
In den Porr-„Heimmärkten“ Polen, Rumänien und Deutschland stieg die Produktionsleistung sogar zweistellig. Mehr als die Hälfte davon stamme aus dem Tiefbau. Der Löwenanteil der Produktionsleistung in Höhe von 45,1 Prozent sei in Österreich erwirtschaftet worden.
„2023 war für die Bauwirtschaft ein enorm spannendes und gleichzeitig herausforderndes Jahr“, resümiert Konzernchef Strauss, der von „beeindruckenden Zahlen“ spricht. Der Gewinn je Aktie legte um gut 34 Prozent von 1,65 auf 2,21 Euro kräftig zu. Die Dividende soll nun um 25 Prozent von 0,6 auf 0,75 Euro je Anteilsschein deutlich steigen.
Für 2024 ist der Ausblick des Porr-Managements „trotz eines volatilen Umfelds“ positiv. Sollte sich jedoch die geopolitische Situation verschärfen, könnte dies negative Auswirkungen auf die Porr und ihre Geschäftstätigkeit haben. „2023 war ein erfolgreiches Jahr, 2024 wird besser“, so Strauss. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt. „Wir werden eine moderate Leistungssteigerung haben und das Ergebnis verbessern.“ Das erste Quartal bestätige diesen Ausblick für 2024. „Große Übernahmen und andere Abenteuer können wir ausschließen.“ Dass man in der Baubranche bei Aufträgen schwer „nein“ sagen könnte, sei „ein kleiner Sprachfehler der Branche“, scherzte Strauss.
Für Generalvergleich bei Baukartell
Zu den angekündigten Milliardenklagen wegen des Baukartells erklärt Strauss: „Ein ganz klares Ja für einen Generalvergleich.“ Denn „Trittbrettfahrer“ versuchten daraus ein „Geschäftsmodell“ zu machen – gemeint seien Prozessfinanzierer und Anwaltskanzleien, die daraus Kapital schlagen wollten: „Wir arbeiten daher an einem konkreten Vorschlag für einen Generalvergleich. Ich bin positiv eingestellt, dass wir es schaffen werden, damit der Streit nicht unnötig in die Länge gezogen wird und im Interesse aller nicht jahrzehntelange Prozesse geführt werden müssen.“ Zur Höhe eines solchen Vergleichs machte Strauss keine Angaben.
Eine Signa-Baustelle
Die Signa-Gruppe sei, so Strauss, „immer ein guter und verlässlicher Partner der Porr“ gewesen. Die letzten Baustellen seien jedoch schon ein Jahr her. „Wir haben unser Geld immer bekommen und keinen Schaden.“ Einzige aktuelle Signa-Baustelle sei die Alte Akademie in München, hier wurde man laufend bezahlt. Es gebe lediglich „einen kleinen Ausfall der letzten Rechnung“, der aber abgedeckt sei.
„Selbstknebelung der Wirtschaft“
Das Lieferkettengesetz bezeichnete Porr-CEO Strauss als Selbstknebelung der Wirtschaft, ein „Goldplating“, wo es nicht notwendig sei. „Es schafft Bürokratie und Lähmung“. Man werde sich als börsennotiertes Unternehmen selbstverständlich daran halten. Die Zukunft des Bauens sei digital, man arbeite an der papierlosen Baustelle.