Die EZB wird aus Sicht ihrer Präsidentin Christine Lagarde wohl im Juni ausreichend Sicherheit besitzen, um über eine erste Zinssenkung zu entscheiden. Neben wichtigen Daten zur Lohnentwicklung würden dann auch neue Wirtschaftsprognosen der Notenbank-Volkswirte vorliegen, sagte Lagarde am Mittwoch in Frankfurt auf der Konferenz „The ECB and its Watchers“. „Dann zeigt sich, ob der von uns im März erwartete Inflationspfad weiterhin Bestand hat“, sagte sie.
Zudem werde die Europäische Zentralbank (EZB) über ein längeres Zeitfenster verfügen, um zu beurteilen, ob die Inflationsdaten weitgehend mit den Projektionen im Einklang stehen. Sollten alle diese Faktoren entsprechend ausfallen, „können wir die Phase unseres geldpolitischen Zyklus einleiten, in der wir die Maßnahmen weniger restriktiv gestalten“, sagte Lagarde.
Wie der Zinssenkungskurs dann gestaltet wird, hängt laut der EZB-Chefin von den Wirtschaftsdaten ab. Die Entscheidungen würden auch künftig von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung getroffen, führte sie aus. „Dies bedeutet, dass wir uns selbst nach der ersten Zinssenkung nicht vorab auf einen bestimmten Zinspfad festlegen können“, sagte sie.
Die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft war zuletzt im Februar auf 2,6 Prozent nach 2,8 Prozent im Jänner gesunken. Die EZB strebt 2,0 Prozent Inflation an. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Horten überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt seit September 2023 bei 4,00 Prozent. Der Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der EZB besorgen können, beträgt weiter 4,5 Prozent. Das nächste EZB-Zinstreffen ist am 11. April in Frankfurt geplant, das darauffolgende dann am 6. Juni ebenfalls in der Main-Metropole.