Vor genau zehn Jahren erwarb Gerhard Glinzerer (Herz-Gruppe) Hirsch Servo als Sanierungsfall, mit Vorstand Harald Kogler führten sie den Kärntner Konzern nachhaltig auf die Erfolgsstraße. Und selbst in einem konjunkturell äußerst schwierigen Umfeld setzt die Gruppe mit Sitz in Glanegg ihren Expansionskurs fort. In Polen erwarb Hirsch-Servo das bereits 36. Werk, den EPS-Dämmstoffherstellers Tyron in Kluczbork. Polen ist der größte Styropor-Markt Europas. Mit zwei Fabriken sind die Kärntner dort bereits vertreten, in Wroclaw und in Lodz, beide sind auf die Herstellung von Verpackungen spezialisiert. Parallel dazu formt Hirsch Servo-Vorstand Harald Kogler eine Technologiegruppe innerhalb des Konzerns mit bereits fünf Maschinenbau-Unternehmen in vier Ländern Europas, darunter zwei Werke in Kärnten.
Mit der am 1. April zu Hirsch Servo stoßenden Fabrik in Polen treten 50 weitere Mitarbeiter in den Konzern ein, der 75 Prozent des Umsatzes mit Dämmstoffen, 15 Prozent mit Verpackungen und zehn Prozent mit Maschinenbau erzielt. Die schwere Baukrise hat sich daher auch bei Hirsch Servo negativ niedergeschlagen. Aktuell werden in zehn europäischen Staaten 1850 Mitarbeiter beschäftigt, sagt Kogler, es waren auch bereits bis zu 2000. Leiharbeiter wurden abgebaut, natürliche Abgänge nicht nachbesetzt. In Deutschland wurden alle sechs Werke auf Kurzarbeit gesetzt. „In Deutschland“, sagt Kogler, „stehen die Zeichen auf Sturm.“
Denn anders als in Österreich, wo ein Wohnpaket für neue Impulse in Bau und Sanierung sorgen soll und (nicht nur) Kogler das „Jahr der thermischen Sanierung“ ausruft, fehlt es beim deutschen Nachbarn an solchen Anreizen. Aber auch in Österreich bedarf es jetzt eines „Pushs“, appelliert Kogler: „Die Sanierungsquote ist von 2,9 auf 1,5 Prozent gesunken, jetzt gibt es viele Förderungen für thermische Sanierungen. So viel Geld wird es wohl nie mehr geben.“ Neue Heizsysteme allein brächten nichts ohne Thermo-Sanierung des Wohnhauses. Hier gäbe es EU-weit enormes Potenzial, so Kogler: „70 Prozent des Häuserbestandes in Europa müssen saniert werden.“ Dennoch halte sich der Optimismus derzeit „in Grenzen“, sagt Kogler. „Die Industrie liegt derzeit am Bauch.“ Es werde wohl bis 2025 dauern, ehe die stark am Bau hängende Branche die Talsohle durchschritten hat.