Der erst seit Dezember amtierende Vorstand der Signa Prime und der Signa Development, Erhard Grossnigg, will sich nach den kommenden Hauptversammlungen der beiden insolventen Immobiliengesellschaften am 10. April aus dem Management zurückziehen. Der Sanierungsexperte begründet das selbst mit Hinweis auf sein Alter - 77.
Auch der Signa-Prime-Aufsichtsrat wird neu gewählt. Derer frühere SPÖ-Chef, Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der seit 2010 amtierender Signa-Prime-Aufsichtsratschef ist, hat wie berichtet angekündigt, ausscheiden zu wollen. Ebenso wollen sich aus dem Signa-Prime-Aufsichtsrat Ex-Vizekanzlerin und Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn, Ex-RBI-Chef Karl Sevelda und Ex-Bank-Austria-Generaldirektor Karl Samstag zurückziehen. Im Signa-Prime-Vorstand ist Manuel Pirolt seit 2013 aktiv und Tobias Sauerbier seit 2019. Mitte Dezember 2023 wurde der damalige Signa-Prime- und Development-Chef Timo Herzberg mit dem Hinweis auf grobe Pflichtverletzungen seines Amts enthoben.
„Immobilienverkäufe derzeit nicht einfach“
Ob die Gläubiger der Luxus-Immobiliengesellschaft, wie im am Montag angenommen Abwicklungs-Sanierungsplan vorgesehen, mindestens 30 Prozent ihrer Forderungen zurückbekommen, ist nicht fix. „Das kann man nicht so voraussagen, aber das wäre der Plan“, sagt Grossnigg. Zum Portfolio der Signa Prime gehören beispielsweise das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, das Selfridges in London und der auf 100 von 245 Meter Bauhöhe derzeit gestoppte Elbtower in Hamburg und viele weitere Immobilien, etwa das Goldene Quartier und das Hotel Park Hyatt in Wien sowie das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck. Der Immobilienmarkt sei in einem nicht sehr guten Zustand, daher seien Immobilienverkäufe aktuell „nicht sehr einfach“, so Grossnigg im Hinblick auf die Treuhandlösung.
Benko nicht eingebunden
Laut Grossnigg war Signa-Gründer René Benko nicht in die Erarbeitung des Sanierungsplans eingebunden und hat auch keine finanziellen Zuschüsse in Aussicht gestellt. „Ich habe ihn einmal gesehen für zwei Minuten, das war es.“
Größte Insolvenz in Österreich
Die Signa-Pleitenserie ist die mit Abstand größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Gegenüber der insolventen Luxus-Immobiliengesellschaft Signa Prime haben bisher 475 Gläubiger Forderungen in Rekordhöhe von 12,8 Milliarden Euro angemeldet. Derzeit sind 5,9 Milliarden Euro vom Insolvenzverwalter anerkannt. Gegen die Signa Development sind 2,3 Milliarden Euro an Forderungen angemeldet, wovon bisher 1,3 Milliarden Euro anerkannt sind.
Im Sanierungsverfahren der zentralen Signa-Gesellschaften Prime Selection und Development fand am Montag die entscheidende Sanierungsplantagsatzung statt. Die Gläubiger stimmten in beiden Fällen mehrheitlich der Sanierung und Treuhandlösung zu und wendeten einen Konkurs damit ab. Die Sanierungspläne beinhalten eine offizielle Quote von 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren.
Alle Vermögenswerte werden realisiert
Alle Vermögenswerte der Signa Prime sollen im Sinne eines Liquidations-Sanierungsplans in den nächsten Jahren realisiert werden und die Erlöse zur Gänze den Insolvenzgläubigern zufließen. Gutachter glauben an eine Erholung des Immobilienmarktes ab dem zweiten Halbjahr 2024.
Milliarden an Forderungen nicht anerkannt
Zur Sanierungsplantagsatzung der Signa Prime meldeten 477 Gläubiger in Summe Forderungen von rund 13,09 Milliarden Euro an. Derzeit sind rund 5,9 Milliarden Euro anerkannt, der Rest wird bestritten. Bei der Development wurden 2,3 Milliarden Euro angemeldet und 1,5 Milliarden anerkannt. Die Sanierungspläne sollen nach Erfüllung der vereinbarten Bedingungen „zeitnah gerichtlich bestätigt und rechtswirksam“ werden.
„Wirtschaftlich vernünftigste Lösung“
Gerhard Weinhofer von Creditreform erklärt, dass „manche Gläubiger vielleicht mit etwas Bauchweh dem Sanierungsplan zugestimmt“ hätten. Letztendlich sei es die „wirtschaftlich vernünftigste Lösung“. Man habe durch die Treuhandlösung mehr Zeit für die bestmögliche Verwertung der Liegenschaften.