Während Lebensmitteldiskonter in Deutschland angesichts der hohen Teuerung auf dem Vormarsch waren, haben sie in Österreich Marktanteile verloren. Profitiert haben davon klassische Supermärkte, allen voran Spar. Der Salzburger Familienkonzern hat Umsatz und Marktanteil im vergangenen Jahr ausgebaut und ist mit Eigenmarken stark gewachsen. Hohe Energie- und Personalkosten führten aber zu einem Gewinneinbruch.
Über alle Geschäftsfelder hat der Spar-Konzern 2023 erstmals einen Verkaufsumsatz von über 20 Milliarden Euro erzielt. Im österreichischen Lebensmittelhandel belief sich der Brutto-Verkaufsumsatz auf 9,88 Milliarden Euro, gegenüber 2022 war das ein Plus von rund neun Prozent. Der Zuwachs sei inflationsgetrieben und resultiere aus der Expansion, aber man sei auch stärker gewachsen als der Markt. „Unsere Stärke ist deren Schwäche. Wir entscheiden von Salzburg aus und manch andere von Deutschland aus. Wir sind sehr schnell bei den Konsumenten und in unseren Entscheidungen“, sagte Spar-Chef Hans K. Reisch. Der Enkel des Spar-Gründers Hans F. Reisch ist bei Spar seit November 2023 am Ruder, nachdem sich Fritz Poppmeier aus gesundheitlichen Gründen aus dieser Position zurückzog.
Starkes Wachstum
In den vergangenen Jahren ist der Salzburger Handelskonzern stark gewachsen. 2023 steigerte Spar den Marktanteil um 0,5 Prozentpunkte auf 36,8 Prozent. Vor 15 Jahren lag der Anteil noch bei 28,3 Prozent. Auch Konkurrent Rewe (Billa, Billa Plus, Penny usw.) hat im Vorjahr dazugewonnen, allerdings weniger stark um 0,2 Prozentpunkte auf 33,9 Prozent, berichtete das Fachmagazin „Key Account“ unter Verweis auf NielsenIQ-Daten. Hofer und Lidl kamen im Vorjahr gemeinsam auf einen Marktanteil von 22,9 Prozent. Das entspricht einem Rückgang von 0,2 Prozentpunkten.
Konsumentinnen und Konsumenten haben im Vorjahr wegen der Teuerung erneut vermehrt zu Eigenmarken gegriffen. Bei der Billigmarke „S-Budget“ verzeichnete Spar ein Umsatzplus von 22 Prozent. Aber auch die vegetarische Marke „Spar Veggie“ (+24 Prozent) und die Bio-Linie „Natur*pur“ (+9 Prozent) wuchsen kräftig. Der Umsatzanteil der Eigenmarken gemessen am Gesamtsortiment liegt nun bei 43 Prozent. Preissenkungen von Markenherstellern würde Spar „so schnell wie möglich“ weitergeben.
Schließung Hervis-Filialen
Das Eigenmarken-Profil schärfen will Spar auch bei seiner Sporthandelstochter Hervis, die im Vorjahr Umsatzeinbußen und Verluste erzielte. „Es geht der Branche ganz einfach schlecht, deshalb geht es auch uns schlecht“, räumte Reisch ein. Die Auswirkungen der Inflation, eine gesunkene Kaufkraft und der schwache Winter haben die Umsätze im Sportfachhandel insgesamt schrumpfen lassen und zu hohen Lagerbeständen geführt. Bei Hervis sei der Verlust im Vorjahr ähnlich hoch wie 2022 gelegen. Damals waren es 30 Millionen Euro. Beim Umsatz büßte Hervis 2023 in Österreich sowie fünf Nachbarländern um sieben Prozent auf 514 Millionen Euro ein. Spar wird daher das Hervis-Filialnetz straffen. In Österreich fallen voraussichtlich sechs der 105 Standorte weg. Auch in Bayern werden sechs Märkte geschlossen, drei grenznahe Standorte bleiben bestehen und werden künftig von Österreich aus betrieben. Darüber hinaus verfügt Hervis über 21 Standorte in Slowenien, 33 in Ungarn, 20 in Kroatien sowie 52 in Rumänien. Hervis will seine bestehenden Eigenmarken neu positionieren und den Servicebereich ausbauen. Beim Ski- oder Radservice soll es in allen Geschäften den gleichen Standard geben.
Ähnlich verlustträchtig wie Hervis ist das Onlinegeschäft. Spar stellt derzeit nur in Salzburg sowie in Wien und Umgebung Lebensmittel zu und will daran auch nichts ändern. Die weniger gut laufenden Geschäftszweige, hohe Energie- und Personalkosten sowie schwierige Rahmenbedingungen in Ungarn ließen den Gewinn von Spar 2023 kräftig schmelzen. Das Konzernergebnis ist um rund 16 Prozent auf 221 Millionen Euro eingebrochen.