Das unübersichtliche Firmengeflecht der Signa steckt tief im Schuldensumpf, verfügt aber auch über milliardenschwere Immobilien. Ein Gutteil der Luxusimmos ist bei der insolventen Signa Prime geparkt und wird nun veräußert. Am Montag haben die Gläubiger am Wiener Handelsgericht die Wahl zwischen einem Verkauf via Treuhandschaft und einer Liquidation. Im besten Fall winkt den Gläubigern laut Sanierungsverwalter eine Quote von 32 Prozent, im schlechtesten Fall seien es 5,5 Prozent.
Insolvenzverwalter Norbert Abel legt den Gläubigern in seinem jüngsten Sanierungsbericht, der der APA vorliegt, die Treuhandlösung nahe. Sie könnten dadurch einen höheren Anteil ihrer Forderungen ausbezahlt bekommen. Je nach Szenarienberechnung wäre beim strukturierten Verkauf der Immobilien über einen Treuhänder eine Zahlungsquote zwischen 11,4 Prozent und 31,7 Prozent drin. Im Falle der Liquidation, die in einem Zeitraum von rund neun Monaten kurzfristig über die Bühne ginge, wären es dem Bericht zufolge zwischen 5,5 Prozent und 16,1 Prozent. Zum Portfolio der Signa Prime gehören beispielsweise das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, das Selfridges in London und der auf 100 von 245 Meter Bauhöhe derzeit gestoppte Elbtower in Hamburg.
Milliardenverkäufe mit Zeitfaktor
Bei der Umsetzung des neuen Sanierungsplans in Form der Treuhandvariante könnten die Verwertungserlöse um 20 Prozent steigen. In die Berechnungen eingeflossen sind eine längerfristige Verwertung der Immobilien bis Ende 2025 und eine Werterholung des Immobilienmarktes. Der gesamte Bruttovermögenswert (Gross Asset Value-Wert) würde rund 13,6 Mrd. Euro erreichen.
Sollten die Gläubiger bei der Versammlung am Montag dem Treuhandplan nicht zustimmen, kommt es zu einem Konkurs. Das gilt sowohl für die Signa Prime als auch für den Immobilienentwickler Signa Development. Für den Fall, dass es zu keiner kurzfristigen Bereitstellung von finanziellen Mitteln durch einen Massekredit oder aus Verkäufen komme, „hätte in einem Konkursverfahren die Unternehmensschließung der Signa Prime zu erfolgen“, heißt es im aktuellen Sanierungsbericht. Im Konkursverfahren ist dem Masseverwalter beim Abverkauf der Immobilien keine zeitliche Grenze gesetzt.
Im Falle der Liquidation bestehe „keine Möglichkeit, eine Markterholung abzuwarten bzw. durch eine strukturierte Verwertung den Zufluss an die SPS (Signa Prime Selection AG, Anm.) zu optimieren“. Hier wurden bei den Berechnungen eine rasche Verwertung des gesamten Vermögens und Fire-Sale-Werte von rund 11,4 Mrd. Euro angenommen. Es bliebe ein verteilbares Massevermögen von nur 600 Mio. Euro.
Noch nicht berücksichtigt seien weitere Quotenerhöhungen bei einer Durchsetzung weiterer Ansprüche aus sonstigen Forderungen, Anfechtungen oder Haftungen. Ein weiterer Zufluss von 60 Mio. Euro entspräche in etwa 1 Prozentpunkt an Quote.
Die Signa Prime Selection beabsichtige, den Sanierungsplan kurzfristig zu konkretisieren. Bisher ist eine 30-prozentigen Quote, zahlbar binnen zwei Jahren, geboten. Der Plan solle nunmehr als Treuhandsanierungsplan mit Übergabe der gesamten wirtschaftlichen Vermögenswerte ausgestaltet werden. Damit einher geht auch besagte Chance auf eine höhere Zahlungsquote an die Gläubiger - zu den gebotenen 30 Prozent käme eine sogenannte „Superquote“ aus den Verkaufserlösen. Die Gläubigerinteressen sollen durch die Treuhandschaft „bestmöglich abgesichert werden“.
Der Sanierungsplanantrag sei im Vergleich zum Liquidationsszenario angemessen, „weil den Gläubigern das gesamte verwertbare Vermögen zur Befriedigung ihrer Forderungen zur Verfügung gestellt wird“. Das Liquiditätsszenario umfasse zwar auch das gesamte Vermögen zugunsten der Gläubiger, „führt aber zu einer substanziell niedrigeren Quotenerwartung“, so der Sanierungsverwalter.
Das Konkurs-Szenario
Die Gläubiger stehen am Montag vor einer schwierigen Entscheidung und vor zahlreichen Unwägbarkeiten. Denn die Erfüllbarkeit der genannten Sanierungsplanquote steht dem vorliegenden Bericht zufolge „unter der Bedingung der Werterholung der Immobilien, Stabilisierung und Aufrechterhaltung der wesentlichen Strukturen, Einbringlichmachung sowie Durchsetzbarkeit der übergebenen Forderungen“ und hänge von „verschiedenen externen Faktoren sowie dem Erfordernis eines unmittelbaren Liquiditätszuflusses“ ab.
Gegenüber der insolventen Signa Prime haben Gläubiger Forderungen in Höhe von rund 10,8 Mrd. Euro angemeldet, vom Masseverwalter anerkannt wurden davon bisher nur knapp 3,1 Mrd. Euro. Gegen die Signa Development sind 2,3 Mrd. Euro an Forderungen angemeldet, wovon bisher 1,3 Mrd. Euro anerkannt sind. Bei Letzterer ist den Gläubigern eine Quote von 30 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren, geboten.
Bei der Signa Development bliebe laut Bloomberg bei einer Liquidierung ohne Sanierungsverwaltung bei einem Fire Sale nur eine Quote von 19 Prozent übrig; bei einem geordneten Verfahren wären es mindestens 32 Prozent. Im Konkursfall „könnten die Gläubiger überhaupt leer ausgehen“.