Ein lautes Klacken, dann öffnen sich die Metallbügel an den Leitungen. Danach ist ein lautes Knistern, das etwas unangenehm in den Ohren ist, zu hören und trotz strahlendem Sonnenschein sind die Funken zu sehen. Als Zuseher würde es einen nicht wundern, wenn einem gleich die Haare zu Berge stehen. Diese Schaltung demonstriert eindrucksvoll, welche enorme elektrische Spannung hinter diesem Vorgang steht. Im Umspannwerk der Kelag am Klagenfurter Südring ist das ein Teil des Alltags, von dem die meisten Stromkunden gar nichts wissen. Nach drei Jahren Bauzeit sind die Umbauarbeiten abgeschlossen. Elf Millionen Euro flossen in die Modernisierung des in den 1960er Jahren errichteten Umspannwerks, das essenziell für den Süden von Klagenfurt, die Wörthersee-Region und das Rosental ist. Die Arbeiten waren eine Herausforderung oder, wie Michael Marketz, Geschäftsführer der Kelag-Tochter Kärnten Netz, sagt: „Eine Operation am offenen, elektrischen Herzen.“ Denn aufgrund der Einbindung der acht 110-KV-Leitungen und des beschränkten Platzes wurde das Umspannwerk bei laufendem Betrieb erneuert. Schrittweise wurden neue Anlagenteile errichtet, dann die alten abgeschaltet und demontiert. Die Bauarbeiten wurden von der Strabag durchgeführt. Gerold Laubreiter, Strabag-Direktionsleiter für Kärnten und Steiermark, betont: „Die Kelag und ihre Tochtergesellschaften sind wichtige Auftraggeber, durch die viele Arbeitsplätze in Kärnten gesichert werden.“
Neue „Autobahn-Abfahrten“
Das Umspannwerk in Klagenfurt ist nur ein Teil des bis 2025 rund 750 Millionen Euro umfassenden Investitionsprogramms der Kelag in die Energieinfrastruktur des Bundeslandes. „Wir sind der Top-Drei-Investor in Kärnten“, sagt Kelag-Vorstand Reinhard Draxler. Einen wesentlichen Teil, nämlich nahezu die Hälfte, werden in das Stromnetz fließen. „Aufgrund der Energiewende wird der elektrische Energiebedarf steigen. In Kärnten haben wir bereits 30.000 PV-Anlagen, an die das Netz angepasst werden muss“, sagt Eva Tatschl-Unterberger, Geschäftsführerin der Kärnten Netz. Von kärntenweit 50 Umspannwerken, die man sich – bildlich gesprochen – wie Abfahrten von der elektrischen Autobahn vorstellen kann, werden aktuell fünf saniert oder neu gebaut. In Treibach wird eines um 20 Millionen Euro neu errichtet. Durch das Umspannwerk Rangersdorf entsteht ein neuer Knoten im Oberkärntner Stromnetz. In Gailitz wird das Umspannwerk ähnlich wie in Klagenfurt am Standort modernisiert und die Umspannwerke Ferlach sowie Wolfsberg werden ausgebaut. In diese fünf Projekte fließen in Summe 60 Millionen Euro. Ortsnetze und Trafostationen werden ebenfalls ausgebaut. Dadurch erhöht sich allein in diesem Jahr das Investitionsvolumen der Kärnten Netz auf 102 Millionen Euro.
Gegen Blackout gerüstet
Das Umspannwerk in Klagenfurt ist hochmodern und wird von der Kelag-Netzleitstelle überwacht. Doch falls es notwendig ist, können Schaltungen und ähnliches auch manuell vor Ort durchgeführt werden. Das ist ein kleiner Teil der umfassenden Vorsorge, die die Kelag trifft, um gegen ein Blackout oder Angriffe von Hackern gerüstet zu sein. Laut Draxler wird ein zweistelliger Millionenbetrag in eine entsprechende Infrastruktur investiert. „Ein wichtiger Punkt ist zum Beispiel auch die Blackout sichere Kommunikation“, nennt Tatschl-Unterberger ein Beispiel. Einen tagelangen Blackout schließt Marketz in Kärnten aus. Denn die Kelag verfüge über sogenannte schwarzstartfähige Kraftwerke, die also ohne Strom von außen gestartet werden können.