„Ich bin stolz auf sie, dass sie diesen Schritt wagen. Er zeigt, dass sie wollen, dass man über die Branche öffentlich Bescheid weiß“, sagt Ursula Heitzer, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Vida, in deren Zuständigkeit die Berufsgruppe der Fahrradboten fällt. 35 Mitarbeiter sind aktuell bei der Bestellplattform Lieferando in Klagenfurt beschäftigt. Nach vier Kollektivvertragsverhandlungen ohne Ergebnis entschlossen sie sich, wie auch ihre Kollegen in Wien, Graz und Innsbruck, am Donnerstag zu einem Warnstreik vor ihrem Standort. Im Fall Klagenfurt ist das der Feldmarschall-Conrad-Platz.
5,8 Prozent Lohnplus lautet das aktuelle Angebot der Arbeitgeber, die Fahrradboten fordern mindestens die Abgeltung der rollierenden Inflation von 8,7 Prozent. „Wir sind bei Kälte, Hitze, Hagel und Schnee unterwegs“, berichtet ein Fahrer, „aber wir bekommen nicht einmal eine Erschwerniszulage.“ Betriebsratsmitglied Simrandeep Sandhu berichtet: „Ich bin vor drei Jahren während Corona eingestiegen, der Job macht mir Spaß. Aber unser Kollektivvertrag ist sehr jung, er gehört dringend aufgebessert.“ Dazu gibt es immer mehr zu tun, weil auch in Klagenfurt und Umgebung die private Küche immer öfter kalt bleibt. Und Touren werden länger. Sie reichen schon bis Hörtendorf, Krumpendorf, Wölfnitz und Viktring.
Knapp über 1400 netto bzw. 1730 brutto verdient aktuell ein Vollzeit-Fahrradbote, von denen es nur wenige gibt. Die meisten sind Studenten, die nur als Nebenverdienst Essen ausliefern. Und die meisten hören auch bald wieder auf. Auf dem Lieferando-Büro in Klagenfurt prangen permanent Angebote. Auf einem Plakat steht: „Möchtest du einen Job, der Spaß macht und zudem flexibel ist?“
Während des Streiks fährt ein Kollege vom Mitbewerber Foodora vorbei. Warum wird dort nicht gestreikt? Als Antwort hört man, dass die Foodora-Fahrer nicht fix angestellt seien. Sie würden pro Lieferung bezahlt. Wie es weitergeht, hängt laut Sandhu von der Arbeitgeberseite ab. „Ein fairer Lohn steht uns zu“, sagt er und steigt vom Rad.