Die gewerblichen Bauträger loben das Baupaket der Regierung, fordern aber, dass es nicht nur den Gemeinnützigen Bauvereinigungen, sondern auch dem freifinanzierten Sektor zugutekommen solle. Gleichzeitig warnen sie vor unbeabsichtigten Effekten. Die Ankündigung, die Grundbucheintragungsgebühr zu streichen, führe zu weiterer Kaufzurückhaltung und sei angesichts der angespannten Lage „gefährlich“, sagte Gerald Gollenz, Obmann des Immo-Fachverbands in der Wirtschaftskammer.
Gefahr ist, dass niemand kauft
Gollenz fordert die Regierung auf, beim angekündigten Wegfall der Grundbucheintragsgebühr sowie bei der Pfandrechtseintragungsgebühr rasch für Klarheit zu sorgen. Durch die Ankündigung würden nun potenzielle Käufer abwarten. „Die Gefahr ist, dass jetzt einmal gar niemand kauft“, sagte Gollenz in einer Pressekonferenz in Wien. Wenn es nun wie bei den mehrwertsteuerbefreiten Photovoltaik-Anlagen vier Monate lang einen Stillstand gäbe, wäre dies ein „Wahnsinn“, so Branchenvertreter Michael Pisecky. Das Gebühren-Aus müsse daher getrennt von den anderen Maßnahmen des Baupakets am besten noch im März beschlossen werden.
Fünf Minuten nach zwölf
Dass die Bundesregierung auf die Krise in der Bauwirtschaft reagiert, begrüßten die Kämmerer ausdrücklich. „Gott sei Dank ist jetzt dieses Konjunkturpaket fünf Minuten nach Zwölf und nicht zehn Minuten nach Zwölf gekommen“, meinte Gollenz. Allerdings seien die Maßnahmen ausschließlich auf den gemeinnützigen Sektor zugeschnitten. Und dieser alleine werde die prognostizierte Wohnungsknappheit nicht lösen können, sind die Wirtschaftskammerfunktionäre überzeugt.
Die gewerblichen Bauträger hätten Projekte in der Pipeline und könnten sofort loslegen, so Gollenz. Dafür brauche es aber Unterstützung seitens der Politik, denn man sei konfrontiert mit hohen Grundstückspreisen, hohen Baupreisen und hohen Finanzierungskosten bei gleichzeitig strengeren Kreditvergaberegeln - Stichwort KIM-Verordnung. Die WKÖ erwartet, dass der gewerbliche Wohnungsneubau bis 2025 gegenüber 2023 um über 80 Prozent auf nur noch rund 4.200 Wohnungen einbricht.
Doppelt so stark gestiegen
Die Bauwirtschaft steckt in einer schweren Krise. Ausgelöst durch die Zinswende und hohe Kosten wird in ganz Österreich weniger gebaut. Auch viele Immobilienentwickler sind nach einer mehrjährigen Boomphase unter Druck geraten. Neue Projekte rechnen sich für sie oft nicht mehr und wurden gestoppt, auch weil die Kombination hoher Baukosten und stark gestiegener Zinsen dazu geführt hat, dass sich viele Menschen trotz gutem Einkommen Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäuser nicht mehr leisten können. Laut Finanzmarktaufsicht (FMA) sind die Immobilienpreise seit 2010 mehr als doppelt so stark gestiegen als die Gehälter.