Ein Trio dominiert Österreichs Mobilfunkmarkt. Mit einem Marktanteil von 85 Prozent führen A1, Magenta und Drei das Feld unumstritten an. Wenig verwunderlich gelten diese drei Unternehmen daher auch als Taktgeber der Branche. Wohin sich diese bewegt? Wir haben die Chefs der Marktführer – Marcus Grausam (A1), Rodrigo Diehl (Magenta) und Rudolf Schrefl (Drei) – unabhängig voneinander zu Branchentrends und aktuell emotional debattierten Themen wie der Servicepauschale befragt.

Die Umorientierung. Am Mobile World Congress in Barcelona, der weltgrößten Mobilfunkmesse, fiel auf, dass Telekomunternehmen („Telcos“) zunehmend versuchen, sich stärker als innovative „Techunternehmen“ zu positionieren. So präsentierte etwa die Deutsche Telekom ein Konzeptsmartphone, das ohne Apps auskommt und primär auf Audiobefehle per künstlicher Intelligenz reagiert.

Aber ist derlei Entwicklung wirklich die Aufgabe der Unternehmen? „Wir investieren viel Zeit und Geld, um uns von anderen Telcos zu differenzieren“, beantwortet Magenta-Lenker Diehl, das Unternehmen ist eine Tochter der Deutschen Telekom, die Frage mit „Ja“. KI würde laut Diehl „noch einmal mehr Möglichkeiten schaffen, diese Konzepte voranzutreiben“. Auch Drei-Boss Schrefl glaubt, dass es „wichtig ist, dass man in der zwiebelartigen Wertschöpfungskette weiter nach außen geht“. Deswegen forciere man Angebote im Bereich von Unfallversicherungen oder Energiebereitstellung.

Der Netz-Ausbau. „Aktuell versorgen wir rund 85 Prozent der Menschen in Österreich mit 5G und arbeiten mit Hochdruck daran, bis Ende 2024 auf 99 Prozent zu kommen“, sagt A1-Boss Marcus Grausam, dessen Anbieter seit Ende 2022 in allen Smartphone-Tarifen 5G inkludiert hat. Beim Glasfaser-Ausbau hinkt A1 den gesteckten Zielen hinterher: 200.000 neue Haushalte wollte man 2023 an das Glasfaser-Netz neu anschließen, bei „150.000“ (Grausam) sei das auch gelungen.

Drei spricht davon, zurzeit vier von fünf Haushalte in Österreich mit 5G potenziell erreichen zu können. Magenta forciert ein hybrides Netz, baut 5G und Glasfaser neu aus und will zugleich das bestehende Kabelnetz (Docsis-Technologie) für die „letzte Meile“ weiter optimieren. „Die Zukunft in Österreich wird wahrscheinlich so aussehen, dass der Großteil des Landes mit Festnetz abgedeckt ist, 5G wichtig bleibt und bei ein bis zwei Prozent der Haushalte vielleicht sogar Satellitenkommunikation eine Rolle spielen wird“, lautet die Prognose von Magenta-Chef Diehl.  

A1-Chef Marcus Grausam
A1-Chef Marcus Grausam © A1/Renee Del Missier

Die Servicepauschale. Seit mehr als zehn Jahren jährlich eingehobene Einmalabgabe und Ärgernis der Arbeiterkammer, der die Gegenleistung fehlt. Anfang des Jahres zog die AK gar vor Gericht, um die Abgabe zu kippen und Rückzahlungen zu bewirken. Die Mobilfunker reagierten darauf heuer einerseits, indem alle drei die pauschale Abgabe bei Neuverträgen kippten und darüber hinaus versuchen, Bestandskunden neue Tarife schmackhaft zu machen. Eine Rückzahlung schließen sie kategorisch aus. Wird derlei zur Pflicht, könnte es die Branche hart treffen. Rudolf Schrefl: „Müssten wir für die letzten zehn Jahre zurückzahlen, würde das Hunderte Millionen aus der Industrie ziehen, die für Investitionen fehlen würden“. Preise für Neukunden und Netzqualität wären in diesem Fall „nicht haltbar“, die Unternehmen selbst müssten sich „schlanker aufstellen“.

Die Mobilfunkpreise. Aus kartellrechtlichen Gründen wollen die drei Chefs nichts zur Preisgestaltung sagen. Deswegen an dieser Stelle das Ausweichen zu externer Expertise: Laut der Tarifvergleichsplattform Tarife.at sind zurzeit 47 Prozent der abschließbaren Handytarife in Österreich mit monatlicher Grundgebühr „indexgesichert“, beim Internet sind es sogar 87,23 Prozent. Sprich: die Tarife steigen dort mit der Inflation. Weil diese im Vorjahr sehr hoch war, wird es mit 1. April definitiv zu zahlreichen Erhöhungen bei bestehenden Verträgen kommen. Bei Tarife.at rechnet man mit einer durchschnittlichen Preisanpassung von „rund 7,8 Prozent“.

Magenta-Chef Rodrigo Diehl
Magenta-Chef Rodrigo Diehl © KLZ/Pajman

Die Datentreiber. „Wie auch in den letzten Jahren ist Video der Datentreiber“, sagt Marcus Grausam. Mit TikTok sei ein sehr starker Beschleuniger in den letzten Jahren dazugekommen, aber auch die klassischen Streaming-Angebote würden „mit immer besserer Qualität die Datenmengen nach oben treiben“.

Die Breitbandförderung. Gaben die Mobilfunker vor ein paar Monaten noch unisono stark ablehnende Worte zur Breitbandförderung ab, sind die Töne nun differenzierter. „Wir sind nicht gegen Förderungen“, sagt etwa Rodrigo Diehl. In Gebieten, wo „der Ausbau sehr teuer ist“, könnten diese auch fortan eine Rolle spielen. Zugleich positioniert sich der Magenta-Chef gegen allzu offene Netze. Er verfolge das Ziel, weiter selbst „eigene Netze zu bauen und zu betreiben“. Man sehe das als „Kernkompetenz“ und „Möglichkeit, uns zu differenzieren“.

Der Standard 6G. Großes Thema auf der Mobilfunkmesse in Barcelona – für Drei-Chef Schrefl eher ein Ärgernis: „Das ist eine Industriekrankheit. Wir überholen uns manchmal selbst“. Jetzt gelte es, erst einmal 5G zur Kundschaft zu bringen. Und die „investierten Summen für den Netzausbau zurückzuverdienen“.

Drei-Chef Rudolf Schrefl
Drei-Chef Rudolf Schrefl © APA