Rund 3,4 Millionen Personen in Österreich sind im Bereich von Gesundheitsversicherungen privat versichert. Private Krankenversicherungen leisten dabei rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Jetzt stößt auch die Grazer Wechselseitige in dieses – zuletzt wachstumsstarke, aber auch hart umkämpfte – Versicherungssegment der privaten Gesundheitsversicherungen vor und hat dafür die Produktlinie „Grawe MyMed“ entworfen. Gestern wurde das neue Konzept, mit dem man am 2. April österreichweit starten wird, mehr als 800 Kundenberaterinnen und -beratern im Grazer Messecenter präsentiert. Eine eigene Gesellschaft wird dafür nicht gegründet, vielmehr entsteht eine dritte Säule neben der Schaden- und Unfallversicherung sowie der Lebensversicherung, wie Grawe-Generaldirektor Klaus Scheitegel betont.
Angedockt wird das Segment bei Vorstandsdirektor und Generaldirektor-Stellvertreter Gernot Reiter, wo u. a. auch die IT und die Lebensversicherung gebündelt sind. Rund 1,8 Millionen Euro habe man bereits in das neue Feld investiert. Neuland seien Produkte im Kranken- und Gesundheitsbereich indes nicht, schon bisher habe man solche in Österreich – von anderen Anbietern – vertrieben, im Grawe-Konzern sei man in einigen Ländern im Krankenbereich sogar Marktführer. Aus dem eigenen Vertrieb sei immer wieder die Anregung gekommen, ob man hier nicht auch in Österreich eine eigene Linie kreieren und so auf das Know-how im Konzern aufbauen könne, so Scheitegel. „Wir wollen in einem gesamtwirtschaftlich herausfordernden Umfeld bewusst auch antizyklisch investieren und einen wichtigen Akzent auch über die Steiermark hinaus setzen.“
Ziel: 3000 bis 4000 Abschlüsse im ersten Jahr
Man könne am Weg zum Allspartenversicherer auch in Österreich auf ein vorhandenes Fundament aufbauen. So zählen schon bisher 815 Ordinationen, mehr als 500 Ärztinnen und Ärzte sowie 39 Krankenanstalten zum Kundenstock. „Die demografische Entwicklung und das deutlich gestiegene Bedürfnis, sich und seine Gesundheit bestmöglich abzusichern, sowie das aktuelle Marktumfeld waren ausschlaggebend für den Einstieg im Bereich der Gesundheitsversicherung“, so Reiter. Für das erste Jahr nennt er „als sehr grobes Ziel“ rund 3000 bis 4000 Abschlüsse. Es sei nicht das Ziel, Kundinnen und Kunden mit bestehenden Krankenzusatzverträgen abzuwerben, sondern Neuabschlüsse und so kontinuierliches Wachstum zu erzielen.
Rund 20 Millionen Euro habe man auf die Bilanzposition der neuen Sparte gelegt, ein Break-even, also das Erreichen der Gewinnschwelle, sei in rund sieben Jahren möglich, „wir sehen hier also die langfristigen Wachstums- und Ertragschancen“, so Scheitegel. Das Angebotsspektrum, Scheitegel und Reiter sprechen von einem „Rundumpaket“, reiche von Sonderklasse- über Wahlarztversicherungen bis hin zu Rundumbegleitungen inklusive Angeboten in der Gesundheitsprävention. Hier gebe es auch Zusatzprodukte, die bis hin zu erweiterten Vorsorgeuntersuchungen, Wellnesshotels, Ernährung, Fitness und mentale Gesundheitsangebote reichen. Mit sämtlichen Kliniken in Österreich, sowohl öffentlich als auch privat, seien bereits Verträge abgeschlossen worden.