Trotz schleppenden Neugeschäfts hat der deutsche Autogigant Volkswagen voriges Jahr neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn erreicht. Weil nach dem Ende des Chipmangels der Auftragsstau abgearbeitet wurde, stiegen Auslieferungen, Umsatz und auch der operative Gewinn, teilte der Konzern am Freitag auf Basis vorläufiger Zahlen mit. Doch das Neugeschäft schwächelt, und hohe Kosten vor allem bei der Kernmarke VW drücken auf die Profitabilität.
Der Absatz aller Konzernmarken legte 2023 dank eines starken Schlussspurts um knapp zwölf Prozent auf 9,24 Millionen Fahrzeuge zu. Der Umsatz stieg sogar noch stärker und kletterte um 15,5 Prozent auf 322,3 Milliarden Euro. Ein höherer Anteil neuerer, teurerer und besser ausgestatteter Fahrzeuge gab beim Umsatz ebenso Schub wie höhere Verkaufspreise. Das operative Ergebnis legte allerdings lediglich um gut zwei Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zu und lag damit knapp über dem bisherigen Rekordergebnis von 2022, wie ein Sprecher hinzufügte. Angaben zum Nettogewinn machte Volkswagen zunächst nicht. Die komplette Bilanz für 2023 will der Konzern am 13. März vorlegen.
„2024 wird uns einiges abverlangen“
„2023 war in der Tat ein finanziell robustes Jahr“, sagte Finanzchef Arno Antlitz in einem internen Interview, das der dpa vorliegt. „Wir müssen uns allerdings für die Zukunft noch besser aufstellen.“ Denn zu verdanken seien die Zuwachst vor allem dem Auftragsstau, mit dem VW in das Jahr 2023 gestartet war. Wegen fehlender Teile wie Chips konnte VW lange nicht so viele Autos bauen, wie bestellt wurden, es kam zu langen Lieferzeiten. „Diesen Auftragsbestand haben wir weitgehend auf ein Normalmaß abgearbeitet“, sagte Antlitz. Zugleich kämen nur wenige Neubestellungen herein. „Die Auftragseingänge liegen aktuell noch unter unseren Planungen für 2024.“ Das gelte vor allem für die Elektrofahrzeuge. „2024 wird uns einiges abverlangen.“
Konzernchef Oliver Blume stellte den Konzern auf ein Jahr des Übergangs ein. „2023 war mit Blick auf unsere Neuausrichtung ein wichtiges Jahr für die Volkswagen Group“, sagte er laut Mitteilung. „Die Aufräumarbeiten sind abgeschlossen.“ Die wesentlichen Weichen für die von ihm eingeleitete Restrukturierung des Konzerns seien nun gestellt. „Darauf können wir 2024 aufbauen und haben eine solide Basis für einen beschleunigten Hochlauf ab 2025.“
„Einiges entfernt von der Rendite der Wettbewerber“
Nicht zufrieden zeigte sich der Konzern vor allem mit der Umsatzrendite, die von 7,9 auf nur noch sieben Prozent schrumpfte. Von 100 Euro, die als Umsatz hereinkommen, bleiben also nur sieben Euro als operativer Gewinn in der Kasse. Damit sei man „noch um einiges entfernt von der Rendite der Wettbewerber“, kritisierte der Finanzchef. „Das gilt insbesondere für unsere Volumenmarken, allen voran für die Marke Volkswagen.“
Helfen sollen milliardenschwere Spar- und Ergebnisprogramme, die VW in seinen Marken auf den Weg gebracht hat. Bereits in diesem Jahr soll es bei der Kernmarke VW früheren Angaben zufolge vier Milliarden Euro an Ergebnisverbesserung bringen, bis 2026 sollen es zehn Milliarden Euro werden. „Deshalb blicken wir trotz gedämpfter Konjunkturaussichten und intensiven Wettbewerbs zuversichtlich in das Jahr 2024“, sagte Antlitz. Die Umsatzerlöse sollen um bis zu fünf Prozent steigen, die Umsatzrendite mit 7 bis 7,5 Prozent zumindest etwas besser ausfallen als 2023.