Hiobsbotschaft für ams-Osram: Dem deutsch-österreichische Sensor- und Lichtkonzern ist der wichtigste Kunde für seine neue MicroLED-Technik abgesprungen. Das Schlüsselprojekt für die nur pixelgroßen LEDs, die etwa in Smartwatch-Displays eingesetzt werden können, sei unerwartet storniert worden, teilte ams-Osram mit Sitz in Premstätten bei Graz und München am Mittwoch spätabends mit. Am Donnerstag löste die Nachricht – nach jüngsten Erholungsbewegungen – einen Kurssturz aus. Die Aktie brach zwischenzeitlich um 42 Prozent ein. Der höchste Tagesverlust der Firmenhistorie
Mit Blick auf die Technik und den erhofften Großauftrag hatte das Unternehmen eine neue 8-Zoll-Wafer-Fabrik im malaysischen Kulim hochgezogen, die in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen sollte. Den Namen des Auftraggebers nannte ams-Osram wie in der Branche üblich nicht, Insidern und Medienberichten zufolge hatte der Konzern aber den US-Smartphoneriesen Apple beim Bau der Chip-Fabrik im Visier. „Die Gespräche mit dem Kunden dauern an“, hieß es.
Fabrik für 450 Millionen Euro verkauft und zurückgemietet
Für das Werk in Kulim hatte ams-Osram rund 800 Millionen Euro Investitionskosten veranschlagt, die nun zunächst nutzlos sind. ams-Osram schreibe deshalb im ersten Quartal 600 bis 900 Millionen Euro auf das Projekt ab, hieß es in der Mitteilung. Im Zuge der Annullierung des Auftrags werde man „die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten aller zur microLED-Strategie gehörenden Vermögenswerte hinterfragen, insbesondere der neuen 8-Zoll-LED-Fabrik in Kulim“. Um Geld in die Kasse zu bekommen, hatte der neue Vorstand um Aldo Kamper und Finanzvorstand Rainer Irle die neue Fabrik für 450 Millionen Euro verkauft und zurückgemietet.
Das Projekt in Malaysia hatte noch der ehemalige ams-Chef Alexander Everke eingefädelt. ams war mit Apple stark gewachsen, hatte aber in den letzten Jahren immer mehr Aufträge des US-Riesen verloren.
Zusätzliche Sparmaßnahmen werden geprüft
Mit der Absage des Großkunden an die MicroLED-Technologie reduzieren sich auch die Wachstumsperspektiven von ams-Osram: Statt eines erhofften mittelfristigen Umsatzwachstums im Kerngeschäft von sechs bis zehn Prozent seien nun nur noch sechs bis acht Prozent zu erwarten, hieß es. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fehlten damit 30 bis 50 Millionen Euro, weil weniger Forschungs- und Entwicklungskosten aktiviert würden und weniger Subventionen zu erwarten seien. ams-Osram prüfe deshalb zusätzliche Sparmaßnahmen neben dem laufenden Kostenprogramm, um den entgangenen Gewinn wettzumachen. In der Aussendung heißt es: „Die Gruppe erwägt zusätzliche Maßnahmen zur Kostensenkung über das laufende Effizienzprogramm ‚Re-establish the Base‘ hinaus, um die Auswirkungen zu minimieren.“
Das laufende Geschäft sei indes „unverändert im Plan und die Gruppe erwartet unverändert, dass der Umsatz im ersten Quartal auf vergleichbarer Basis auf ein Niveau von 800 bis 900 Millionen Euro wächst“. Auch die bereinigte, operative Marge werde „voraussichtlich weiterhin in der kommunizierten Spanne von vier bis sieben Prozent vom Umsatz liegen“.