Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt vor einer zu schnellen Zinssenkung im Euro-Raum. „In früheren Zinszyklen war Abwarten stets der bessere Ansatz, als zu früh zu reagieren. Es wäre fatal, wenn wir zu früh Zinsen senken und dann kommt die Inflation nochmal zurück“, sagte der Deutsche am Mittwoch in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters am Rande des G20-Treffens im brasilianischen Sao Paulo.

Frage der Glaubwürdigkeit

Weiters meinte er: „Das ist auch eine Frage der Glaubwürdigkeit.“ Sonst seien auch stärkere Schwankungen an den Finanzmärkten zu befürchten. Nagel zufolge ist die Europäische Zentralbank (EZB) aber auf dem richtigen Wege: „Ich bin zuversichtlich, dass das Inflationsthema bis 2025 erledigt ist.“

Deutsche Bundesbank-Präsident Joachim Nagel
Deutsche Bundesbank-Präsident Joachim Nagel © IMAGO / Hannelore Foerster

Zwei Prozent erreichen

Bis dahin könne das Ziel einer Teuerungsrate von zwei Prozent wieder erreicht werden. Diese Marke gilt als optimal für die Wirtschaft, wurde aber zuletzt deutlich überschritten. „Es geht nun um den Zeitpunkt, wann eine mögliche Zinssenkung folgen könnte.“

Die Euro-Hüter beraten am 7. März in Frankfurt erneut über den Leitzins. Dann werden auch neue Projektionen zur Wirtschaftsentwicklung und zur Inflation erwartet. Nagel sagte, vor einer Zinssenkung brauche es noch mehr Daten. „Aus meiner Sicht ist der Weg noch nicht endgültig abgesichert. Es fehlen noch verlässlichere Daten zur Lohnentwicklung und eine Bestätigung, dass wir 2025 mit den neuen Daten dann bei zwei Prozent Inflation sind.“ Die Projektionen in der nächsten Woche seien dabei eine wichtige Wegmarke.

„Dürfen keine Fehler machen“

Die EZB hatte zur Bekämpfung der hohen Inflation zehn Mal in Folge die Zinsen angehoben. Nagel sagte, dies habe Wirkung gezeigt. „Wir haben damit schon einiges geschafft. Wir dürfen jetzt keinen Fehler machen auf dem letzten Wegstück.“

Im Jänner lag die Teuerungsrate in der Euro-Zone noch bei 2,8 Prozent. Im Herbst 2022 waren es zeitweise über zehn Prozent. Sorgen bereiten der EZB derzeit noch die vergleichsweise hohen Lohnabschlüsse.