Das „Handelsblatt“ widmete den – seit Jahren andauernden – Spekulationen über ein mögliches „Apple Car“, also ein eigenes Fahrzeug des iPhone-Konzerns aus Cupertino, am Dienstag das „Thema des Tages“. In dem umfassenden und detaillierten Bericht heißt es u. a.: „Nachdem es lange Ruhe um das Autoprojekt des Tech-Konzerns gab, zeigen neue Daten nun: Apple hat die Tests seiner Fahrzeuge in der Nähe der Firmenzentrale in Kalifornien massiv ausgeweitet.“ Apple habe den Umfang seiner geheimen Autotests in Kalifornien zuletzt demnach verdreifacht, so das „Handelsblatt“ unter Verweis auf eine aktuelle Auswertung. Conclusio: Diese Daten würden unterstreichen, „dass Apple seine Ambitionen im Autosektor keinesfalls aufgegeben hat“.
Völlig konträr dazu liest sich – nur wenige Stunden später – am Dienstagabend indes ein Bericht der US-Finanzdienstagentur „Bloomberg“, verfasst von Apple-Intimus Mark Gurman. Demzufolge Apple die Entwicklung eines eigenen Elektroautos nun endgültig aufgegeben hat. Die zuletzt knapp 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts seien am Dienstag von der Ankündigung überrascht worden, so der Bericht. Viele von ihnen sollten künftig an Künstlicher Intelligenz arbeiten, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Von Apple gab es zunächst keinen Kommentar zu dem Bericht – übrigens auch nicht zu jenem aus dem „Handelsblatt“. Dieses schwenkte spätabends um. Und berichtet nun, wie auch die Plattform Techcrunch, ebenfalls vom Aus des Autoprojekts. Das hätte man aus dem „Kreis der Betroffenen“ bestätigt bekommen, schreibt das Handelsblatt.
Der iPhone-Konzern hält sich bei potenziellen künftigen Produkten traditionell bedeckt. Um Apples Autoprojekt rankten sich seit Jahren Gerüchte. Der Konzern soll schon vor Jahren potenziellen Partnern aus der Autobranche erste Prototypen gezeigt haben, dann wurde jedoch laut Medienberichten beschlossen, sich erst auf Software zum autonomen Fahren zu konzentrieren. Definitiv bekannt war nur, dass Apple bis zuletzt zu selbstfahrenden Fahrzeugen umgebaute Testwagen im Silicon Valley auf die Straße schickte. Der als Projektleiter eingesetzte ehemalige Tesla-Manager Doug Field ging 2021 zu Ford, wo er das Elektroauto-Geschäft verantwortet. Auch Magna wurde im Zusammenhang mit Entwicklung und möglicher Fertigung eines etwaigen Fahrzeugs von Apple immer wieder in Verbindung Gebracht.
Bloomberg hatte erst vor rund einem Monat geschrieben, Apple habe die Ambitionen bei der Entwicklung des Elektroautos zurückgeschraubt und peile nun eine Markteinführung für 2028 an. Statt ein weitgehend selbstfahrendes Auto zu bauen, wolle der iPhone-Konzern sich mit Fahrassistenz-Funktionen begnügen, hieß es ebenfalls unter Berufung auf informierte Personen.
Mit einem Start 2028 wäre Apple nicht der erste Elektronik-Konzern mit einem eigenen Auto gewesen: Sony will sein gemeinsam mit Honda entwickeltes Elektrofahrzeug unter dem Markennamen Afeela 2026 auf den Markt bringen und stellt den Wagen bereits in den USA aus.