Die Pepco Austria GmbH hat am Dienstag einen Insolvenzantrag beim Handelsgericht Wien eingebracht. Der Schritt war erwartbar: Bereits vergangene Woche hatte die polnische Pepco-Gruppe angekündigt, ihre Geschäftstätigkeit in Österreich einzustellen. Pepco Österreich hat laut eigener Auskunft eine „unzureichende Betriebsleistung“ erbracht, sprich: Verluste erwirtschaftet. Aus dem Unternehmen heißt es: „Das dauerhaft zurückhaltende und schwierige Konsumverhalten in Österreich, die überdurchschnittliche Inflation, die hohen Betriebskosten und der generell negative gesamtwirtschaftliche Ausblick haben die Ergebnisse von Pepco Österreich stark negativ beeinflusst.“

Die Passiva liegen im hohen zweistelligen Millionenbereich, den Liquidationswert beziffern AKV und Creditreform auf gut 11,6 Millionen Euro. Nach Angaben des AKV belaufen sich die geschätzten Verbindlichkeiten auf 72 Millionen Euro, wobei sich 65,8 Millionen laut vorliegendem Vermögenstatus offenbar an gegenverbundene Unternehmen richten, nämlich 44,2 Millionen aus Lieferverbindlichkeiten und 21 Millionen aus gewährten Darlehen. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens wird zu prüfen sein, ob diese konzerninternen Verbindlichkeiten als Eigenkapital zu werten sind. Der KSV1870 setzt die Verbindlichkeiten mit 53,5 Millionen Euro etwas niedriger an. Die 307 Gläubiger können ihre Forderungen bis 23. April anmelden.

Job-Angebote von Lidl und Rewe

Neben den Gläubigern sind mehr als 600 Mitarbeiterinnen von der Insolvenz betroffen. Ihre Löhne wurden laut AKV und KSV1870 bis Jänner 2024 bezahlt. Inzwischen machen ihnen andere Handelsketten Job-Angebote, darunter Lidl und Rewe. Lidl-Personalchefin Natalie Flatz: „Selbstverständlich steht ehemaligen Pepco-Mitarbeiterinnen die Tür bei uns offen. Wir freuen uns über jede einzelne Bewerbung.“ Interessierte können sich auf https://karriere.lidl.at bewerben. Rewe International-Vorstand Marcel Haraszti sagt: „Wir sind immer auf der Suche nach engagierten und motivierten Mitarbeiterinnen, insbesondere im Verkauf, und freuen uns über Verstärkung für unser Team.“ Bewerbungen sind unter rewe-group.jobs bzw. direkt über die Mail-Adresse jobs@rewe-group.at möglich.

Die 73 Pepco-Shops in Österreich sollen in Abstimmung mit dem Insolvenzverwalter, dem Wiener Anwalt Matthias Schmidt, bis auf Weiteres zu den üblichen Öffnungszeiten für die Kunden geöffnet bleiben, um Ware abzuverkaufen. Elf Filialen sind es in der Steiermark, sechs in Kärnten.

International will das polnische Unternehmen aber weiter expandieren: „Pepco ist weiterhin bestrebt, Europas führender Discounter zu werden.“ Die Marke beschäftigt derzeit 31.000 Mitarbeiter in 19 Ländern in Europa und betreibt 3600 Geschäfte. Seit Mai 2021 ist die Konzern-Gruppe an der Warschauer Börse notiert.