In Österreich gelten sie immer noch als Unbekannte, Smartphone-Hersteller wie Xiaomi, Oppo oder Honor. Blickt man aber auf die globalen Absatzzahlen, zählen sie längst zu den relevantesten Unternehmen am Markt. Xiaomi etwa holte sich 2023 mit einem Marktanteil von 12,5 Prozent – Marktführer Apple schnappt sich zurzeit weltweit 20 Prozent der Anteile – den dritten Platz. Heute zählt der erst 2010 gegründete Konzern darüber hinaus zu jenen Smartphone-Bauern, die um das beste Kamerasystem rittern. Zu tun hat das auch mit einer großen europäischen Marke: Seit 2022 kooperiert Xiaomi mit Leica.
Am Mobile World Congress, der weltgrößten Mobilfunkmesse, steht deswegen, wenig verwunderlich, wieder ein Kamerasystem im Mittelpunkt. Um das zu erkennen, muss man freilich kein Branchenintimus sein, es reicht der Blick auf das mächtige Kameramodul auf der Rückseite des neuen Premium-Smartphones Xiaomi 14 Ultra. Dahinter versteckt sich massig Technologie, gleich vier 50-Megapixel-Sensoren und vier Objektive mit Brennweiten von 12 bis 120 Millimeter. Die Zusammenarbeit mit Leica drückt sich aber nicht nur in der Hardware, sondern auch in der Software aus. Etwa durch Filter, die Bildern das Ergebnis bekannter Leica-Objektive versprechen.
Eher kurios anmutend: Der Photography Kit, ein Kameragriff zum Anstecken, macht aus dem Ultra 14 auch nach außen hin eine Leica. Als Betriebssystem setzt Xiaomi bei seinem 1500 Euro teuren Premium-Gerät auf HyperOS. Dieses basiert auf Android 14 von Google und löst bei Xiaomi gerade in allen Klassen das bisher etablierte MIUI als Benutzeroberfläche ab.
Porsche-Edition und Eye-Tracking
Eine chinesische Neuvorstellung mit deutscher Note findet sich auch bei Honor. Jenem Unternehmen, das sich bis 2020 im Reich von Huawei wiederfand und dann verkauft wurde, als die US-Sanktionen Huawei am Smartphone-Sektor ins Hintertreffen beförderten. In Barcelona stellte Honor – wieder eng angebunden an das Google-Dienste-Universum, aber optisch in vielerlei Hinsicht an Apple orientiert – das faltbare Magic V2 RSR als „Porsche-Edition“ vor. Das soll sich einerseits in einer optischen Würdigung niederschlagen, andererseits dreht Honor auch im Inneren an ein paar Qualitätsschrauben.
Das Smartphone-Flaggschiff des chinesischen Unternehmens hört trotzdem auf den Namen Honor Magic 6 Pro. Neben der Dreifachkamera sticht hier vor allem die KI-gestützte Blickerfassung („Eye-Tracking“) ins, ja, Auge. Das Smartphone will so etwa erkennen, wenn ein Nutzer oder eine Nutzerin auf eine aufpoppende Benachrichtigung blickt und dann automatisch die zugehörige Anwendung öffnen.
Das Magic 6 Pro feiert in Barcelona die Premiere außerhalb Chinas, wo das Handy bereits seit Jahresbeginn verkauft wird. Womit das Smartphone im Trend liegt. Die Strategie der chinesischen Konzerne ähnelt sich nämlich meist: Die neueste Geräte-Generation wird zunächst zu Hause vorgestellt, am MWC in Barcelona feiert man dann ein paar Wochen später den globalen Marktstart. Und zwar, auch dieser Zugang ist etabliert, stets am Sonntag. Der Start am Tag vor der offiziellen Messeeröffnung soll das Maximum an Aufmerksamkeit generieren. Eine Rechnung, die aufgeht.
Last, but not least forcieren längst alle gewichtigen Smartphone-Anbieter den Gemischtwarenhandel. Xiaomi etwa präsentierte im November sein erstes Elektroauto, in Barcelona hat man darüber hinaus auch Uhren, Fitnessbänder und ein bemerkenswertes Tablet mit dabei. Mit dem Xiaomi Pad 6S Pro 12.4 versuchen sich die Chinesen als Konkurrenz zum iPad Pro zu positionieren. Der mit Sicherheit größte Vorteil? Das Tablet kostet halb so viel.
Anmerkung: Die Reise zum Mobile World Congress erfolgt auf Einladung von Magenta.