EZB-Ratsmitglied und OeNB-Gouverneur Robert Holzmann sieht die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bei einer Zinswende vor der Europäischen Zentralbank (EZB) am Zug. Er sehe keine Umstände, die es erforderlich machen würden, dass die EZB die Zinsen zuerst senke, sagte der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) am Freitag auf Bloomberg TV.

Es sei aus seiner Sicht besser, die Zinsen später zu senken als zu früh. Das größte Risiko für Zinssenkungen seien die Spannungen im Roten Meer.

Aus Sicht der Deutschen Bundesbank halten sich die wirtschaftlichen Folgen der Krise im Roten Meer bisher in Grenzen. Zwar seien die weltweiten Spotpreise für die Anmietung von Containern auf Frachtschiffen gestiegen, teilte die Bundesbank jüngst in ihrem Monatsbericht mit. Maßgeblich dafür seien vor allem die Preisanstiege auf den Routen zwischen Asien und Europa, auf denen sich die Frachtraten um bis zu 350 Prozent erhöht hätten.

„Vorsicht und Geduld gefragt“

Dass sich die EZB sich heuer mit Umsicht auf den Weg zur Zinswende machen will, geht auch aus den Protokollen der jüngsten Zinssitzung vom Jänner hervor, die in dieser Woche veröffentlicht wurden. Die Währungshüter sind demnach vorerst auf Kontinuität bedacht, wobei „Vorsicht und Geduld“ gefragt seien. Die Gefahren, die mit einer zu frühen Zinswende einhergehen, wurden dabei als höher angesehen als das Risiko, die Geldpolitik zu spät zu lockern. Übereinstimmung herrschte darüber, dass die EZB eine Zinswende datenabhängig angehen will und sich dabei nicht am Kalender orientiert. Einig war man sich auf der Jänner-Sitzung auch, dass eine Debatte über eine Senkung zum aktuellen Zeitpunkt noch zu früh kommen würde.

Zuletzt waren unterschiedliche Stimmen über den weiteren Kurs der EZB zu hören gewesen: Die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel warnte davor, angesichts weiter bestehender Unsicherheit mit Blick auf die Inflationsentwicklung die Zinsen in der Eurozone zu früh zu senken. Nach Ansicht des französischen Notenbankchefs Francois Villeroy de Galhau sollte die EZB mit der ersten Zinssenkung jedoch nicht zu lange warten.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hält allerdings ebenfalls nichts von einer überhasteten Zinssenkung: Das könnte zu einer länger anhaltenden Inflation führen und die Währungshüter dazu zwingen, die Geldpolitik erneut zu straffen.