In den Jahren 2019/20 war die Umstellung des Studiensystems auf die Bologna-Struktur in Österreich weitgehend abgeschlossen: Statt Diplom und Doktorrat gibt es nun Abschlüsse in Bachelor, Master und PhD (Doktorgrad). Über alle Hochschultypen waren zuletzt 91 Prozent der Erstabschlüsse Bachelorabschlüsse. Nach dem Bachelorstudium haben Studierende die Wahl, ins Berufsleben einzutreten oder noch ein Masterstudium anzuhängen.
Am Arbeitsmarkt hatten Bachelorabsolventen allerdings mit Vorurteilen zu kämpfen und hängten deshalb häufig ein Masterstudium an. Dieser Anteil ist zuletzt gesunken. Laut Statistik Austria haben 2019/20 an den Universitäten innerhalb eines Jahres nach dem Bachelor 70 Prozent einen Master inskribiert, 2007/08 waren es noch 81 Prozent. Dass ein Master angehängt wird, kann freilich unterschiedlichste Gründe haben: An den Pädagogischen Hochschulen etwa ist ein Masterabschluss in einer bestimmten Zeit in vielen Fällen auch Voraussetzung für das Fortbestehen eines unbefristeten Dienstverhältnisses.
1. Ist ein Studien-Abschluss eine Garantie, schnell einen Job zu finden und ein gutes Einkommen?
Antwort: Ja, sagt das aktuelle „Absolventen-Tracking“ der Statistik Austria. Ein Jahr nach einem Masterabschluss liegt der Verdienst im Median bei knapp 3000 Euro brutto im Monat. „Zudem sind gerade die Einstiegsgehälter nach einem Bachelorabschluss im Gesundheits- und Sozialbereich in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen“, sagt Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Berufseinsteiger mit Bachelorabschluss hatten im Schnitt binnen zwei Monaten einen Job. Mit Masterabschluss dauerte es weniger als einen Monat. Berufseinsteiger mit Bachelor oder Master halten sich auch langfristig immer besser im Job: Lag die Erwerbstätigenquote nach 12 Monaten bei einem Bachelor-Abschluss 2008/09 bei 77,3 Prozent, betrug sie 2020/21 bereits 81,8 Prozent. Ähnlich ist die Entwicklung beim Masterabschluss.
2. Welchen Unterschied macht ein Master im Vergleich zu einem Bachelor bei den Einstiegsgehältern aus?
Antwort: Die Daten der Statistik Austria zeigen beim inflationsangepassten monatlichen Brutto-Medianeinkommens aus unselbständiger Vollzeit-Erwerbstätigkeit zwölf Monate nach Hochschulabschluss folgende Entwicklung, die auch obenstehende Grafik abbildet: Das Medianeinkommen von Graduierten mit Masterabschluss schwankte im Beobachtungszeitraum zwischen rund 3100 und 3300 Euro.
Das Einkommen von Bachelorabsolventen lag im gleichen Zeitraum zwar immer deutlich unter jenem der Master-Graduierten, stieg aber an. Die Folge: Die Differenz im durchschnittlichen, monatlichen Einkommen zwischen den beiden Studienarten verringerte sich deutlich von rund 600 auf 200 Euro.
3. Sind die Einstiegsgehälter von Bachelor-Absolventen in allen Ausbildungsbereichen gestiegen?
Antwort: Nein, sagt die Statistik. Gesundheit und Soziales sowie Pädagogik stechen hervor. Nehmen wir Gesundheit und Soziales: Zwischen 2008/09 und 2020/21 ist das durchschnittliche Monatseinkommen 12 Monate nach Abschluss des Bachelors von 2742 auf 3263 Euro gestiegen. Gleichzeitig hat sich auch die Zahl der Berufseinsteigerinnen und -Einsteiger vervielfacht. Im Pädagogik-Bereich stieg das Einkommen in dieser Zeit von 2683 Euro auf 2915 Euro pro Monat.
4. Verdienen Männer und Frauen mit einem Hochschulabschluss in etwa gleich viel?
Antwort: Die Statistik sagt Nein. Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen fällt beim Abschluss mit einem Bachelor zwar deutlich geringer aus als bei Graduierten eines Masterstudiums, wenn alle Ausbildungsfelder gemeinsam betrachtet werden, verdienen Männer nach Abschluss eines Bachelorstudiums im Jahr 2020/21 im Median aber etwa gleich viel wie weibliche Graduierte eines Masterstudiums.
5. Liegt das am Beschäftigungsausmaß?
Antwort. Nein, weil die Statistik nur unselbständige Vollzeit-Erwerbstätigkeit umfasst. Zum Teil dürfte es an der Studienwahl liegen. Männer machen etwa vier Fünftel der Bachelorabsolventen bei Informatik und Kommunikationstechnologie aus sowie beinahe drei Viertel in Ingenieurwesen, verarbeitendem Gewerbe und Baugewerbe – das sind Ausbildungsfelder mit verhältnismäßig hohen Durchschnitts-Einkommen.
Frauen sind stärker bei Masterabschlüssen in Sozialwissenschaften, Journalismus und Informationswesen sowie Geisteswissenschaften und Künste vertreten. Hier sind die Einkommen vergleichsweise niedrig. Die Statistik belegt allerdings auch, dass Frauen mit dem gleichen Studienabschluss im selben Ausbildungsfeld meistens weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Positiv fällt im Geschlechter-Vergleich auf: Frauen beginnen nach einem Bachelorstudium häufiger als Männer ein weiteres Bachelorstudium – was so interpretiert werden könnte, dass Frauen ihre Qualifikationen breiter aufstellen.