Der deutsche Chemiekonzern BASF verschärft wegen der anhaltend schwachen Nachfrage und hohen Produktionskosten seinen Sparkurs am Stammsitz Ludwigshafen. Es sei dringend notwendig, dort „weitere entschlossene Maßnahmen zur Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit vorzunehmen“, erklärte Vorstandschef Martin Brudermüller am Freitag bei der Vorlage der Bilanz.
Das Ergebnis in Deutschland leide unter den deutlichen Verlusten am größten Produktionsstandort des Unternehmens. Durch ein zusätzliches Sparprogramm sollen die Kosten am Standort Ludwigshafen bis Ende 2026 jährlich um eine weitere Milliarde Euro gesenkt werden. Auch ein weiterer Stellenabbau ist damit verbunden, an den Details werde derzeit gearbeitet.
„Konzern wetterfest machen“
Vor einem Jahr hatte Brudermüller bereits harte Einschnitte angekündigt, um den Konzern wetterfest zu machen. Ihnen fallen weltweit 2600 Stellen zum Opfer, knapp zwei Drittel davon in Deutschland. Mehrere energieintensive Anlagen am Stammwerk in Ludwigshafen sollten geschlossen werden, davon waren nach damaligen Angaben 700 Stellen in der Produktion betroffen. Mit seinem Sparprogramm peilte BASF Gesamteinsparungen bis Ende 2026 von jährlich rund 1,1 Mrd. Euro an. Ab Ende 2026 sollten weitere jährliche 500 Millionen hinzukommen.
Die energieintensive Chemiebranche leidet unter den vergleichsweise hohen Energiepreisen in Deutschland - BASF bekommt das als größter industrieller Gasverbraucher hierzulande wie kein anderes Unternehmen zu spüren. Nach Angaben des ifo Instituts hat sich die Nachfragesituation in der Chemiebranche im Jänner weiter verschlechtert, auch die Hoffnungen auf mehr Aufträge aus dem Ausland hätten sich weitgehend zerschlagen.
Wechsel an der Spitze
Brudermüller zieht letztmals Bilanz beim weltgrößten Chemiekonzern. Mit Ablauf der Hauptversammlung Ende April übergibt er das Ruder an Asienchef Markus Kamieth und wird danach den Mercedes-Benz-Aufsichtsrat führen. Kamieth muss den Konzern nun aus der tiefen Krise führen, die im vergangenen Jahr zu einem Umsatz- und Ergebniseinbruch bei BASF führte. BASF hatte Anfang Jänner vorläufige Zahlen für 2023 veröffentlicht, die sowohl die Erwartungen von Analysten als auch die schon gesenkten Ziele des Unternehmens verfehlten. Der operative Gewinn (EBIT) vor Sondereinflüssen brach demnach um 45 Prozent auf 3,8 Mrd. Euro ein, der Umsatz schrumpfte um gut ein Fünftel auf 68,9 Mrd. Euro.
2024 soll das Ergebnis wieder zulegen, die Prognose, die BASF seit diesem Jahr auf den bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) abstellt, sieht einen Zuwachs auf 8,0 bis 8,6 (2023: 7,7) Mrd. Euro vor. Umsatzziele veröffentlicht das Unternehmen nicht mehr. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) dürfte indes wegen hoher Investitionen in den neuen Verbundstandort in China auf 0,1 bis 0,6 (Vorjahr: 2,7) Mrd. Euro zusammenschmelzen. Diese erreichen 2024 ihren „absoluten Höhepunkt“ und dürften in den Folgejahren sinken. Die Aktionäre erhalten unterdessen das dritte Jahr in Folge eine unveränderte Dividende von 3,40 Euro je Aktie.